Nicht nur für Fans des Übersinnlichen!

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fräuleinsalander Avatar

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Dieser Roman entführt den Leser in eine Parallelwelt, die mit Wandelwesen, Vampiren, Werwölfen und Dämonen besiedelt ist. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen jedoch die Seelenwanderer: ihre Seelen haben sich dem Tod widersetzt und sind in einen anderen Körper eingefahren um darin weiterzuleben. Manche der „alten Seelen“ haben so seit Hunderten von Jahren die Körper gewechselt. Auch die Hauptperson der Geschichte, Claire, findet sich nach ihrem gewaltsamen Tod im Körper einer anderen Frau wieder. Unversehens gerät sie im Krieg der „alten Seelen“ zwischen die Fronten und entdeckt nach einiger Zeit, dass es kein Zufall war, dass sie ihr das Weiterleben nach dem Tod ihres Körpers möglich war. Da Claire anfangs nichts über die Welt der Seelenwanderer weiß, entdeckt der Leser mit ihr zusammen, was es heißt, ein Seelenwanderer zu sein.

In „Exkarnation“ verlaufen verschiedenen Handlungsstränge parallel: neben Claire gibt es noch viele andere Charaktere; die Handlungsorte und Perspektiven wechseln häufig: Wien, Leipzig, Russland und der Südwesten von Frankreich sind nur ein paar der beschriebenen Orte des Geschehens. Am Anfang muss sich der Leser erst in die Geschichte einfinden. Die Handlung ist wie ein Netz, bei dem die Fäden immer enger zusammenlaufen und es bleibt lange Zeit unklar, wie die verschiedenen Episoden und Charaktere miteinander verbunden sind. Durch den Wechsel der verschiedenen Episoden steigert sich die Spannung stetig weiter, auch da man durch die parallele Erzählung manchmal bereits mehr weiß als die Figuren. Gegen Ende des Romans gibt es einige unerwartete Wendungen und das Ende lässt offen, wie die Geschichte weitergeht. Der Autor arbeitet gerade am zweiten Band von „Exkarnation“ – wer also mehr wissen möchte, muss sich noch ein Weilchen gedulden. Alles wird sehr realistisch beschrieben und die Sprache ist sehr detailreich und präzise, fast dokumentarisch.

Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat über Seelen und ihre Charakteristika und tatsächlich ist das ein sehr interessantes Thema. Die im Roman dargelegte Theorie der Seele und der Existenz von Seelenwanderern klingt sehr plausibel – das Buch regt den Leser definitiv zum Nachdenken an: man stellt sich Fragen wie: Was genau ist eine Seele? Was passiert mit ihr nach dem Tod? Die im Roman dargelegte Theorie liefert Erklärungen dazu, warum es Seelenverwandte gibt und warum sich Geschichte immer wieder zu wiederholen scheint: mächtigen Menschen werden oft ähnliche Eigenschaften zugeordnet und sie neigen dazu, ihre Macht zu missbrauchen. Außerdem zeigt der Roman auch, dass Gut und Böse nicht immer weit auseinanderliegen, sondern dass es immer auf den Standpunkt des Betrachters herkommt.

Dieses Buch ist wirklich lesenswert und hat mir gut gefallen, obwohl ich mich nicht besonders für Fantasy-Romane oder das Übersinnliche im Allgemeinen interessiere. Durch die eindrücklichen Beschreibungen und die vielschichtigen Handlungsstränge bleibt die Geschichte immer spannend. Der einzige Nachteil ist, dass man nun auf den Nachfolgeband von „Exkarnation“ warten muss, um zu erfahren wie es mit Claire und den anderen Charakteren weitergeht…