ganz anders als anfangs erwartet

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bine174 Avatar

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Mir hat das Buch sehr gut gefallen.

Die Geschichte beginnt mit einem Rückblick in Beths Vergangenheit 9 Jahre zuvor, um dann aus ihrem aktuellen Leben zu erzählen - Sie ist verheiratet, hat eine Stieftochter und arbeitet stundenweise in einer Entzugsklinik, wo sie die Kinder von Süchtigen betreut. Bei einer Abendveranstaltung sieht sie Niall wieder, den sie zuletzt vor 9 Jahren gesehen hatte, und diese Begegnung wirft sie aus der Bahn und zurück in die Vergangenheit.

Obwohl das Cover eine locker-leichte Liebesgeschichte verspricht, ist die Handlung ernster und tiefgründiger, als man auf den ersten Blick vermuten würde.

Die Geschichte wird aus Beths Sicht in der Ich-Form erzählt, und es gibt kapitelweise Rückblicke in ihre Vergangenheit. Dadurch wird der Leser im Laufe langsam an die Vorkommnisse neun Jahre zuvor herangeführt.

Durch den flüssigen Schreibstil und die spannende Gestaltung der Handlung wird das Lesen zu einer wahren Freude, sodass man, wenn man mit Lesen begonnen hat, sich schnell einliest und mit Beth mitlebt.

Ich mochte Beth als Charakter sehr gerne. Sie ist mit dem wesentlich älteren Simon verheiratet, der ihr nach ihrer wilden Vergangenheit genau die Sicherheit und den Halt bietet, den sie braucht. Als sie jedoch Niall wiedersieht, kommt ihre Vergangenheit wieder an die Oberfläche und endlich lernt sie, diese nicht zu verdrängen, sondern sich ihr zu stellen und zu verarbeiten. Diese Aufarbeitung hat die Autorin sehr gut dargestellt, man merkt, dass Beth es sich nicht einfach macht. Beth entwickelt sich im Laufe der Handlung zu einer jungen Frau, die erkennt, dass sie auch auf sich selbst schauen und ihr eigenes Ich verwirklichen muss. Das geschieht aber nicht selbstsüchtig, sondern mit viel Einfühlungsvermögen auf ihr Umfeld, und mir hat gut gefallen, dass Beth nicht wie ein Bulldozer alles hinter sich lässt, was ihr nicht mehr passt. Dadurch wird die Geschichte noch viel lebensechter.

Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat, war, dass eher wenig Erotik vorkommt, dies dann aber prickelnd. So liest man eine Geschichte, die sich auf die Personen konzentriert und nicht auf den Sex.

Ich mochte auch Simon sehr gerne - er ist ein Mann, der Beth umsorgen möchte und nun seine Schwierigkeiten damit hat, dass sie selbständig wird. Ich fand sehr gut beschrieben, wie sie versuchen, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, um beide wieder glücklich zu werden.

Auch Niall hat mir als Charakter sehr gut gefallen. An ihm fand ich sehr schön, dass er Beth unterstützt und ihr hilft, ihre Vergangenheit zu bewältigen, ohne sie zu bedrängen.

Die Nebencharaktere wurden ebenfalls sehr gut ausgearbeitet, die Kinder, mit denen Beth arbeitet, mochte ich sehr gerne, und auch Beths Freundin und ihren Mann fand ich sehr sympathisch.

Alles in allem war das ein Buch, dessen Handlung wesentlich tiefgründiger und ernster ist, als man anfangs vermuten würde. Es gab immer wieder Szenen, bei denen ich schmunzeln musste, aber auch die eine oder andere Situation, bei der mir die Tränen in den Augen standen. Es ist eine Geschichte, aus dem Leben gegriffen, bei der ich mir gut vorstellen könnte, dass sie so passieren könnte, und genau das hat das Buch und die Charaktere so lebensecht gemacht.

Ich vergebe dafür gerne eine Leseempfehlung.