Magie, Konflikte und ein starker Sog. Eine fesselnde Leseprobe mit Suchtpotenzial

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taljatalina Avatar

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Der Einstieg ist flüssig und unmittelbar nahbar. Emelin, die Ich-Erzählerin, sitzt über Zahlen, hat einen Kater, ihre Eltern brüllen sich durchs Haus an, das Leben fühlt sich gleich mal herrlich unglamourös und realistisch an. Trotzdem schimmert schon früh etwas Größeres durch: familiäre Konflikte, verdrängte magische Kräfte, ein historischer Umbruch in der Welt.
Was den Stil betrifft: Der Text liest sich extrem angenehm. Locker, modern, mit einer Prise Ironie, aber auch mit viel Gefühl für innere Konflikte. Der Rhythmus stimmt, die Dialoge wirken authentisch, und man merkt, dass Lisette Marshall genau weiß, wie man zwischen Alltagsdrama und Fantasywelt umschaltet. Besonders gut funktioniert das Zusammenspiel aus feinen Beobachtungen (z. B. Emelins Beziehung zu ihren Eltern) und dem allmählich aufkommenden Gefühl, dass da Magie, und Gefahr, in der Luft liegt.
Auch die Figuren machen Lust auf mehr: Emelin ist keine strahlende Heldin, sondern eine junge Frau mit Unsicherheiten, Wut, Eigenwilligkeit und ziemlich viel innerem Chaos. Ihre Eltern sind komplexer als bloßes „strenges Elternpaar“, und dann ist da natürlich noch die Begegnung mit dem Fae, geheimnisvoll, bedrohlich, irgendwie magnetisch. Der Moment ist stark inszeniert und hat echtes Gänsepotenzial.
Spannend ist auch das Worldbuilding: Ohne dass man gleich mit Info-Dumps erschlagen wird, spürt man sofort, dass diese Welt Tiefe hat, politische Spannungen, Magie, soziale Zwänge, alte Konflikte zwischen Menschen und Fae. All das wird nicht trocken erklärt, sondern lebt durch das, was Emelin erlebt, denkt und fühlt.
Fazit? Diese Leseprobe macht definitiv neugierig. Wenn sich der Stil, die Spannung und die Figurenentwicklung so weiterziehen, könnte das ein richtig starker Fantasyroman werden, atmosphärisch, charaktergetrieben, mit einem Hauch Gefahr und Romantik.