Ein gesellschaftskritischer Roman über Umweltprobleme und den Gruppenzwang

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„Ich bin gleichzeitig geschockt, fasziniert, verwirrt. Geschockt, weil ich nicht damit gerechnet habe, dass Fair Play so früh solche Konsequenzen nach sich zieht. Fasziniert, weil ich gerade erlebt habe, welche Macht wir Fair Player haben, wenn wir an einem Strang ziehen. Verwirrt, weil ich nicht mehr weiß, ob ich das gut finden soll oder nicht.“

Als ein Schulprojekt entwerfen Kera, Leonard, Elodie und Max eine App, die alle Umweltsünden eines Schülers in seinem Social-Media-Account sichtbar macht. Ist das Icon grün ist das Klimakonto des Schülers positiv. Verbraucht ein Schüler zu viel Energie oder konsumiert zu viel, wird das Icon rot. Aus dem Gedankenspiel wird ernst und die ersten Folgen zeigen sich. Wer nicht mitmacht oder sein Konto überzieht, wird ausgegrenzt. Aber es steht noch mehr auf dem Spiel als nur der Status der einzelnen Schüler.

Durch die „Fridays for Future“ Bewegung ist die Klimaerwähnung, das Generationsproblem und auch die Nachhaltigkeit viel mehr auf die Agenda eines jeden gerückt. Die Frage, was jeder einzelne dazu beitragen kann, damit der Plant überlebt, wird immer wieder gestellt. Ich habe mir auch schon mehrfach überlegt, wie nachhaltig ich lebe und ob ich mich noch verbessern kann oder sollte. Dieser Jugendroman verdeutlicht dies in eine sehr anschauliche Art und Weise.

Mit Sicherheit kann man darüber diskutieren, inwieweit eine App jeden Konsum und jede Umweltsünde überprüfen kann, aber wenn man sich darauf einlässt und die technischen Details zu sehr hinterfragt, dann erlebt der Leser ein extrem spannendes Gruppenexperiment. Wie in dem Roman „Die Welle“ wird hier deutlich, wie viel Macht durch einen Gruppenzwang entsteht. Das bunte Icon am Rand des Profilbilds fängt an das Leben eines jeden Schülers zu beeinflussen. Nicht mehr die coolen Klamotten oder gute Noten bestimmen den Einfluss eines Schülers, sondern der Status wird plötzlich durch andere Kriterien definiert. Für die Menschen, die das Experiment kontrollieren, bedeutet dies außerdem ziemlich viel Macht.

Die vier Schüler und gleichzeitig die Erfinder der App erzählen alle diese Geschichte. Durch die vier Sichten wird das Gruppenprojekt umfassend beleuchtet und macht die Handlung abwechslungsreich. Ich mochte den Verlauf sowie den Spannungsbogen sehr. Manchmal kamen mir allerdings die Wendungen zu schnell. Durch die vielen Perspektiven und Charaktere können nicht alle Motive detailliert erklärt werden. Dadurch wäre der Roman wohl deutlich länger geworden und vielleicht hätte auch die Gefahr bestanden, dass er zu lange wird, aber ich hätte mir da noch mehr Hintergrundinformationen gewünscht.

Alles in allem ist es ein äußerst spannender sowie höchst aktueller Jugendroman, den definitiv viele Menschen lesen sollte. Ich denke, dass jeder Leser etwas durch die Lektüre für sein eigenes Leben mitnehmen kann. Der Roman legt in jedem Fall zum Nachdenken an. Ich bin sehr froh, dass ich dieses Buch gelesen habe.