Fake oder Fakt? Das ist hier die Frage

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sekty Avatar

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Patrick Dostert ist total überrascht, als die Polizei ihn Zuhause aufsucht. Er soll eine Frau schwer misshandelt haben, die kurz darauf verschwunden ist. Patrick ist sicher, dass es sich dabei um eine Verwechslung handelt, denn er kennt das Opfer überhaupt nicht. Zum Glück hat er für die Tatzeit ein Alibi. Doch alles ändert sich ein paar Tage später. Der Zeuge für sein Alibi ist nicht auffindbar und die Polizei hat mittlerweile ein Video, das zeigt, wie Patrick mit der verschwundenen Frau kämpft und sie aus ihrer Wohnung entführt. Patrick versteht die Welt nicht mehr, denn er hat dieser Frau nichts getan, aber wie soll er die Polizei davon überzeugen, wenn es doch sogar ein Beweisvideo gibt. Sein persönlicher Albtraum beginnt.

Ich freue mich immer sehr auf die neuen Romane von Arno Strobel, denn die meisten können mich absolut begeistern. Auch „Fake“ hat mich gleich in seinen Bann gezogen und auch etwas erschrocken. Wie schnell man doch von der Polizei verdächtigt werden kann, weil irgendjemand einfach Behauptungen in den Raum wirft. Was für Auswirkungen das sofort auf Beziehungen, Freundschaften oder das Arbeitsverhältnis haben kann. Und ist es möglich ein Video so gut zu fälschen, dass sogar die eigene Frau überzeugt ist, man habe einen anderen Menschen misshandelt und entführt? Ich habe echt mit Patrick gelitten und war schockiert, wie rasant sein Leben in die Abwärtsspirale gerät und habe die ganze Zeit gerätselt, wer dahinterstecken könnte. Seine Frau? Sein bester Freund? Die Nachbarn? Der Arbeitskollege? Es gibt reichlich Verdächtige und somit viel Platz für eigene Spekulationen, wodurch das Buch sehr spannend ist und Spaß macht.

Es gibt zwei, drei Stellen im Buch, die mich minimal gestört haben, weil Patrick dort einfach unlogisch handelt. Es gibt zwar immer eine Begründung, warum er das macht, aber es ist so ähnlich, als wenn man einen Film schaut und zu dem Mädchen sagen möchte „nein, renne bitte nicht nachts alleine in den Wald“ und sie es dann damit begründet, dass sie das doch machen müsse, schließlich habe sie dort eine Stimme gehört. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau und hat dem Lesespaß nicht geschadet.

Strobel spielt übrigens etwas mit den Perspektiven. Manchmal berichtet Patrick als Ich-Erzähler, aber es gibt auch viele Kapitel mit einem auktorialen Erzähler, bei denen der Fokus oft auf Patrick liegt, manchmal aber auch auf seinem Anwalt. Das ist eine schöne Abwechslung und ein perfekter Aufbau für die fiktive Geschichte, die mich genial unterhalten hat.

Fazit: „Psychothriller“ steht drauf und „Psychothriller“ steckt drin. Ein richtig spannendes Leseerlebnis, bei dem man selbst bis zum Ende nie weiß, was ist Fake und was ist Fakt.

PS: Seid nicht wegen des Covers verwirrt. Die „normale“ Ausgabe hat das „Fake“-Cover. In der ersten Auflage gab es aber ein paar Ausgaben mit einem „Fakt“-Cover. Inhaltlich sind die Bücher jedoch komplett identisch.