Ganz schlecht! (gekreuzte Finger)

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minze Avatar

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- Ein ganz langweiliges Buch, das wirklich keiner braucht!
- Wirklich? Schwindelst du auch nicht?
- Neeeeein, gaaaanz bestimmt nicht (gekreuzte Finger schnell hinter dem Rücken versteckt)!

Ist dieses Buch voller schlechter Vorbilder? Auf jeden Fall! Wird gelogen, dass sich die Balken biegen? Mit Sicherheit! Ist die Geschichte wenigstens pädagogisch wertvoll mit einem lehrreichen Ende? Bestimmt nicht! Um Himmels willen! Warum sollte mein Kind dann jemals dieses Buch lesen? Weil es einfach unheimlich viel Spaß macht! Ja, das Buch ist tatsächlich genau so schlimm, wie der Titel vermuten lässt. Es wird gestohlen, gelogen und betrogen. Und alle kommen mit ihren Taten ungeschoren davon. Aber auf eine so sympatische und herzenswarme Art, dass man Familie Stibitz einfach lieben muss!

Sohn Ture ist der einzige in seiner Familie, der immer ehrlich ist. Denn er ist ein von Stibitz, und da ist der Name einfach Programm: Die Garage voller Diebesgut, die Küche unaufgeräumt, wird schon am Morgen von Vater Ede damit geprahlt, dass er in der Zeitung steht: als Fahrraddieb. Und auch Tochter Kriminella, von allen nur liebevoll Ella genannt, findet eine Erwähnung im vom Nachbarn gemopsten Tagesblatt: Apfelklau nimmt immer mehr zu! Mama Fia ist so stolz auf ihre beiden Ganoven und hofft im Stillen, dass aus Ture nicht irgendwann - oh Schreck - ein Polizist wird. Doch der wünscht sich zunächst einmal nur einen Riesenlolli zu seinem Geburtstag in zwei Tagen. Und stellt damit seine Familie vor eine große Herausforderung - denn dieser Lolli muss natürlich gestohlen werden. Familienehre und so!

Der Hanser-Verlag veröffentlicht hier das erste Buch des Autoren-Gespannes Anders Sparring und Per Gustavsson. Beide sind in Deutschland noch recht unbekannt. Sparring schrieb unter anderem schon Drehbücher für die Serie "Mord im Mittsommer", Gustavsson illustrierte einige in Deutschland eher unbekannte Kinderbücher. Doch nun beschert uns der Verlag mit Familie Stibitz gleich zwei neue Bücher: den hier vorliegenden ersten Band „Der Riesenlolli-Klau“ und mit „Die Ganoven-Omi“ zeitgleich sogar schon Band 2 der neuen Serie um die Verbrecherfamilie. Denn das soll es wohl werden: eine neue Kinderbuchreihe, die etwas aus der Reihe fällt.

Empfohlen ist das Buch laut Verlag ab 8 Jahren, doch empfehlen würde ich das Buch tatsächlich auch schon ab 6 Jahren. So alt ist zumindest mein Kind, mit dem ich zusammen das Buch gelesen habe, und das Kind war begeistert. Zitat: „Du kannst ruhig allen sagen, dass Buch ist toll. Aber ich geb‘ meines nicht mehr ab!“ Für Kinder ab 6 also ein schönes Vorlesebuch, ab 8 Jahren ein Buch zum selberlesen. Auch für Kinder, die vielleicht sonst eher wenig lesen. Denn sehr umfangreich ist der Band leider nicht. Und das ist auch schon der einzige Kritikpunkt, der uns aufgefallen ist: man ist einfach viel zu schnell durch mit dieser lustigen Geschichte. Das vom Format her eher kleine Buch umfasst gerade einmal 62 Seiten, wobei auf jeder Doppelseite mindestens ein Bild zu finden ist. So haben wir die Gaunerei schon nach knapp 1 Stunde Lesezeit hinter uns gelassen. Doch ansonsten hinterlässt Familie Stibitz einfach nur ein gutes Gefühl bei uns. Kein pädagogisch wertvolles Gefühl, kein belehrtes Gefühl, sondern einfach nur ein entspanntes und zufriedenes Gefühl. Familie Stibitz – wir besuchen euch bald wieder (und das ganz ohne gekreuzte Finger)!