Anders als erwartet, aber gut

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justm. Avatar

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Harriet, ihres Zeichens Hochzeitsfotografin, braucht relativ überstürzt eine neue Bleibe. Als sie die erst beste Möglichkeit annimmt, um unterzukommen, ist sie überrascht, wer ihr neuer Vermieter ist.

Man möchte meinen, daß man bei dieser Art von Inhaltsangabe und mit einem rosa-roten Cover eine Bonbon-süße und ziemlich vorhersehbare Liebesgeschichte zu lesen bekommt.
Und irgendwie stimmt das auch, ABER Autorin Mhairi McFarlane macht es sich, wie bereits bei "Du hast mir gerade noch gefehlt" nicht so einfach und hält eine Hintergrund-Geschichte für ihre Protagonistin bereit, die es in sich hat. Denn plötzlich ist da nichts mehr rosa oder bunt, sondern grau und dunkel, böse und schmerzhaft, als eine vergangene Beziehung und deren Auswirkungen seziert werden. Auch in diesem Buch spielt Psychologie eine Rolle und es ist beeindruckend, wie gut sie es erneut schafft, das alles in einem "schnöden Liebes-Roman" unterzubringen.
(Ich weiß allerdings nicht, ob es nicht ratsam gewesen wäre, wenn schon nicht bei der Werbung für das Buch, dann zumindest im Buch selbst eine Art Trigger-Warnung voranzusetzen. Opfer von "gaslighting" könnten hier sonst ziemlich böse überrascht werden.)

Unabhängig davon hat mich die Geschichte, auch wenn sie tatsächlich weitestgehend vorhersehbar war, begeistern können und mich durch eine Mischung an Emotionen geschickt, wie es ein Buch in letzter Zeit, selten geschafft hat. Von Weinen bis Lachen war alles dabei.

Es ist eben nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern vor allem auch eine Geschichte über Freundschaft und Solidarität unter Frauen. Alles mit einer Prise britischem Humor, Pop-Culture-Anspielungen und einem feinen Gespür für Menschliches.

Wer also mal eine etwas andere Liebes-Geschichte lesen will und mit der o.a. psychologischen Thematik keine Probleme hat, dem ist "Fang jetzt bloß nicht an zu lieben" wärmstens ans Herz zu legen!