Gaslighting mit rosa Cover

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throughmistymarches Avatar

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Was würdet ihr von einem Roman erwarten, der in der typischen Rom-Com Aufmachung mit rosafarbenem Cover und dem Titel „Fang jetzt bloß nicht an zu lieben“ erwarten? Eine leichte, unterhaltsame romantische Gesichte, das hatte ich mir erhofft. Im Klappentext findet sich zwar etwas über einen Exfreund der Protagonistin, Harriet, und einer „Vergangenheit, der sie sich stellen muss“. Die Vergangenheit, beziehungsweise deren Bewältigung, nahm dann einen sehr großen Teil der Geschichte ein. Dagegen habe ich grundsätzlich nichts; wenn allerdings darin eine Thematik beschrieben wird, die bei (eventuell sogar betroffenen) Leser:innen traumatische Erinnerungen auslösen könnten, dann erschließt sich mir einfach nicht, warum Verlage und Autor:innen nirgends einen Hinweis auf diese inhaltliche Komponente geben. Deshalb von mir nun der Spoiler: es geht um Manipulation, emotionalen Missbrauch, psychische Gewalt in Beziehungen – heutzutage bekannt als Gaslighting. Die Protagonistin Harriet ist Opfer dieser Form von psychischer Gewalt und wird jäh darin erinnert, als sie den Täter, ihren Exfreund, plötzlich auf einer Hochzeit trifft, auf der sie als Fotografin arbeitet. Die Autorin zeigt gut auf, wie Harriets Trauma durch die Begegnung hochkommt; bringt den Leser:innen das Vergangene in einem Brief an die aktuelle Verlobte des Täters nah und zeigt, wie perfide Täter vorgehen, ihre Opfer systematisch fertigzumachen. Die Liebesgeschichte, mit der der Klappentext wirbt, zwischen Harriet und ihrem neuen Mitbewohner Cal spielt eine untergeordnete Rolle. Das stört mich nicht, das Marketing des Romans eben schon. Ansonsten hätte dem Roman weniger Nebenschauplätze gut getan: Cals frühere Beziehung, Cals Familiengeschichte, Lorna und ihr seltsamer Lover und ganz grundsätzlich Roxys Storyline wirkte Fehl am Platz. Stattdessen hätte McFarlane den Fokus mehr auf die Figuren Harriet und Cal legen sollen, denn trotz umfangreicher Vergangenheit bleiben beide irgendwie blass.