Eine emotionale und spannende Familiengeschichte

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meinekleinebüchersucht68 Avatar

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Nach zahlreichen Buchveröffentlichungen (Trümmerkind oder Grenzgänger – nur um zwei zu nennen) hat Mechtild Borrmann nun ihr neustes Werk „Feldpost“, dass im November 2022 im droemer Verlag erschien, vorgelegt. Seitdem ich das Buch „Der Geiger“ gelesen habe, bin ich ein großer Fan ihrer Romane, die teilweise auf wahre Begebenheiten beruhen. Endlich gibt es wieder neuen Lesestoff von einer großartigen Autorin und nachdem ich den Klapptext gelesen hatte, war meine Neugierde mehr als nur geweckt worden.

Wer schon das eine oder andere Buch von Mechtild Borrmann gelesen hat, kennt den einzigartigen Schreibstil, der flüssig und emotional zugleich ist. Die Autorin weiß ganz genau womit sie ihre Leserschaft in ihren Bann ziehen kann, wie auch hier. Ab der ersten Seite tauchte ich in die Geschichte um Richard, Adele und Albert ein und ab. Aber nicht nur mit dem Erzählstil kann sie überzeugen, auch mit den authentischen und lebensnahen Charakteren. Manchmal frage ich mich, ob die Autorin all ihre Figuren noch persönlich kennengelernt hat. Ich glaube nicht, trotzdem oder gerade deswegen möchte ich ein großes Kompliment aussprechen, denn dieses Gefühl vermitteln nur die allerwenigsten. Die Handlung basiert auf zwei Zeitebenen. Die von Cara spielt in der Gegenwart und Richards Vergangenheit in den 30er Jahren. Während eines Cafébesuchs trifft die Anwältin auf eine völlig unbekannte Frau. Als diese ging, findet Cara an deren Platz einen Aktenkoffer, den sie, um heraus zu finden wem dieser gehört, mit nachhause nimmt. Auf ihrer Spurensuche findet sie zahlreiche Briefe, Fotos und Unterlagen zu einem Hausverkauf, aber auch einen Namen: Richard Mertens. Nach intensiven Recherchen kann sie den Absender dieser Feldpost ausfindig machen und kontaktiert ihn, um den Fund wieder an ihm zurückzugeben. Für Richard beginnt nun eine sehr emotionale und spannende Reise in seine Vergangenheit. Stück für Stück kommen die schrecklichen Jahre wieder ans Tageslicht. Der zweite Weltkrieg begann und der Nationalsozialismus war an der Macht. Misstrauen, Verrat, Verleumdungen und Angst waren an der Tagesordnung. Was aber das Schlimmste war, dass Freunde zu Feinden wurden und keiner konnte mehr dem anderen vertrauen. Jetzt und viele Jahre später werden die lang gehegten Geheimnisse aufgedeckt und etliche Fragen geklärt. Wo ist Adele? Was ist mit Richards großer Liebe passiert?

Mechthild Borrmann erzählt nicht nur die Familiengeschichten Kuhn/Mertens, sondern sie nimmt ihre Leser auf eine Zeitreise mit, die nicht nur erschreckend, sondern zugleich grausam war. Seite für Seite tauchte ich in die aufwühlende und zugleich traurige Geschichte Richard Mertens ein. Fesselnd und zugleich spannend, konnte ich dieses Buch kaum aus der Hand legen, so sehr hat es mich in seinen Bann gezogen. Nicht nur Cara bzw. Richard hatten Fragen und suchten nach den entsprechenden Antworten, sondern auch ich. So nach und nach kam Licht ins Dunkel und ich blieb erschütternd zurück. Aber nicht nur die aufgeworfenen Fragen ließen mir keine Ruhe, sondern auch mein Kopfkino, dass 296 Seiten lang auf Hochtouren lief. Dies schaffen nur die allerwenigsten Autoren. Mechtild Borrmann gehört definitiv zu den wenigen.

Der Roman „Feldpost“ ist nicht einfach nur eine Familiengeschichte, die auf einer wahren Begebenheit basiert. Sie ist eine Zeitreise in die deutsche Geschichte, die so in keinem Schulunterricht gelehrt wird. Für mich war dieser Roman aufwühlend, authentisch, emotional, intensiv und sehr spannend. Kompliment an Mechtild Borrmann, die erneut gezeigt hat, dass Geschichte nicht langweilig sein muss. Danke für diese Feldpost!

5 von 5 Sternen (obwohl dieses Buch mehr verdient hat) und eine absolute Leseempfehlung gibt es obendrauf.