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elohym78 Avatar

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Eigentlich wünscht sich Cara ein gemütliches und besinnliches Weihnachtsfest mit ihrem Mann. Zur Einstimmung trinkt sie einen Kaffee, beobachtet den Vorweihnachtlichen Trubel und genießt ihren ersten Urlaubstag. In dem überfüllten Café setzt sich eine Frau zu ihr an den Tisch und beide kommen ins Gespräch. Als die Frau nicht von der Toilette wieder kommt, bleibt Cara verwirrt und mit einer Tasche voller Unterlagen und Briefen zurück. Sie folgt ihrer Neugierde und entdeckt eine Liebesgeschichte der besonderen Art, mitten im Zweiten Weltkrieg.

Das Cover zeigt eine Frau die einen Brief innig an ihre Brust drückt. Sie will ihn beschützen und bewahren. Das Bild wirkt auf mich gefühlsstark, intim und bewegte mich zusammen mit dem Klapptext sehr.

Mechtild Borrmanns Roman hat mich bewegt. Sie schildert eine innige, herzliche und gefühlsstarke Liebe zu einer Zeit, wo eigentlich kein Platz dafür herrscht. Mitten im Zweiten Weltkrieg und der brutalen Naziherrschaft entwickelt sich zwischen zwei Freunden die zarte Pflanze der Liebe. Die Autorin schildert, wie diese wächst und gedeiht. Die Liebe zwischen diesen beiden bemerkenswerten Menschen ist für sie die Antriebsfeder, den Krieg zu überleben, komme was wolle. Mal schildert Mechtild Borrmann im Roman-Stil und dann wieder mit nackten und grauenvollen Tatsachen. Gerade diese Wechsel machten das Buch für mich zu etwas Besonderem, etwas Großem. Trotzdem war es bei weitem nicht gefühlsdusselig oder schnulzig, sondern einfach leise und eindringlich.
Besonders gut haben mir die Wechsel zwischen heute und damals gefallen. Während Cara immer tiefer in die Ermittlungen bezüglich der Aktentasche und dessen Inhalt eintaucht, werden durch die Rückblicke die nackten Tatsachen mit Leben gefüllt. Doch für manche Geheimnisse wäre es besser, sie blieben verschüttet.

Gerade weil klar war, dass Mechtild Borrmann von realen Personen schreibt, konnte ich sehr gut eine Beziehung zu ihnen aufbauen. Es fiel mir denkbar leicht, mich in sie hineinzuversetzen und ihre Sorgen und Ängste zu teilen. Die perfide Gier der Menschen, ob des Leid ihrer Mitmenschen, entsetze mich zu tiefst, auch wenn das schon fast ein Jahrhundert her ist. Denn Gier kennt weder Grenzen im Raum, noch in der Zeit. Genauso wenig wie Gewalt und Ignoranz. Komischerweise blieben mir rückblickend betrachtet, die Protagonisten doch fern. Ich konnte sie und ihre Handlungen zwar jederzeit nachvollziehen und verstehen und doch sind sie mir nicht so nah gekommen, wie ich anfangs dachte.

Mein Fazit
Ein leises Buch mit einer großartigen Stimme! Gefühlvoll und wunderschön!