Zeitgeschichte erleben

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apomaus Avatar

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Mechtild Borrmann ist ein Multitalent. Sie schafft es, in ihrem Buch "Feldpost" einen spannenden, mitreißenden Roman zu schreiben, der gleichzeitig durch seine zeitgeschichtliche Handlung Wissen vermittelt, ohne sperrig zu werden. Borrmann schreibt klar und gut zu lesen, die Spannung entwickelt sich aus der Handlung heraus in mehreren Erzählsträngen. Obwohl sie auf verschiedenen Zeitebenen erzählt, ist es nicht schwierig, den Durchblick zu behalten; die Figuren sind glaubwürdig und lebensnah geschildert. Die Thematik Nationalsozialismus ist immer belastend zu lesen, zu düster sind die Ereignisse, um leichten Lesegenuss zu erzeugen. Jedoch schafft es die Autorin, obwohl sie von schrecklichen Ereignissen schreibt, den/die LeserIn nicht abzuschrecken. Die Rahmengeschichte im Heute erzeugt eine Spannungsebene, die eigentliche Erzählung, die im Gestern spielt, stellt aber die wirklich packende Geschichte dar - man möchte in manchen Kapiteln nicht weiterlesen und kann das Buch doch nicht aus der Hand legen. Worum es eigentlich geht, schält sich erst nach und nach aus den Erinnerungen der Personen heraus - wie in der eigentlichen Geschichte auch.
Das Cover des Buches zeigt eine Frau, deren Gesicht nicht erkennbar ist, es deutet schon an, dass es in der Geschichte viel um Vertuschen und Heimlichtuerei geht.
Wer - wie ich - Zeitgeschichte am liebsten im Roman verpackt liest, ist hier richtig; kein kitschiger Liebesroman mit HappyEnd, sondern eine authentische Geschichte, die sich so ähnlich sicher in Nazideutschland vielfach abgespielt hat.