Langsam, aber gewaltig
Schon im Vorgänger „Der Sucher“ hat Ex-Cop Cal Hooper feststellen müssen, dass das malerische irische Dorf, das er sich als neue Heimat ausgesucht hat, keine Idylle ist. Jetzt, zwei Jahre später, ist er halbwegs akzeptiert, vor allem, weil er mit einer Frau aus dem Dorf zusammen ist. Sein Schützling Trey ist mittlerweile 15 Jahre alt und alles andere als erfreut, als plötzlich ihr Vater Johnny nach langer Zeit wieder auf der Matte steht, mit einem reichen Engländer im Schlepptau. Der lässt die sonst so vernünftigen Dörfler glauben, dass es eine Goldader im Bereich des Dorfes gibt, in deren Abbau sie investieren können. Johnny will auch Trey für dafür einspannen – aber das Mädchen durchschaut ihn und verfolgt ihre eigene Agenda. Cal wiederum ahnt, was Trey vorhat – er weiß, wozu die Dorfgemeinschaft fähig ist, wenn ihr jemand in die Quere kommt und gerät in einen inneren Widerstreit der Werte und Loyalitäten.
French nimmt sich Zeit in „Feuerjagd“, und die sollte sich auch die Leserin nehmen. Schritt für Schritt entwickelt sich eine fesselnde Story, bei der die Kleinstadtdynamik eine große Rolle spielt. Dabei wird Suspense nicht in erster Linie durch rasante Action aufgebaut, sondern durch das, was in den Köpfen vorgeht. Vor allem aber beherrscht French das paradoxe Kunststück, die Handlung durch Dialoge voranzutreiben. Trey, Johnny, Cal, der Engländer, die Dorfbewohner - jede Interaktion der Figuren ist vielschichtig und mehrdeutig; die Beziehungen untereinander sind komplex. Ein Blick, ein Ausatmen, ein Verspannen der Schultern vermitteln wortlose Botschaften.
Die Figuren sind French, wie man es nicht anders von ihr kennt, ungemein echt geraten. Ob Klatschtante, Dorfidiot, Skeptiker oder Strippenzieher, French lässt vor uns mit spürbarem Vergnügen eine schräge Phalanx an Figuren aufmarschieren. Neben der wortkargen, anarchischen Trey, die alle Weiblichkeitsnormen ignoriert, ist eine der gelungensten und witzigsten Figuren des Romans Cals schillernder Nachbar Mart Levin mit seiner undurchschaubaren Jovialität, bei dessen Witzen einem schon mal das Lachen im Halse stecken bleibt.
Mit großartigen Naturbildern schafft French dazu ein ganz besonderes Setting. Die bergige Landschaft Westirlands bäckt unter einer untypisch gnadenlosen Sonne und verströmt eine beklemmende Atmosphäre. Es ist ruhig in Ardnakelty, aber keineswegs friedlich. Niemand dort gibt sich Illusionen hin – den bäuerlichen Junggesellen fehlt es an Ehefrauen, junge Menschen finden keine Arbeit und der Klimawandel zerstört ihre Lebensweise in Echtzeit. Die Hitze und das Gold machen alle nervös – und dann wird ein Toter aufgefunden, ermordet.
Zum Ende nimmt der Roman gewaltig Fahrt auf und lässt die Spannung förmlich knistern. Sowohl Cal als auch Trey müssen für sich herausfinden, was ihnen wirklich wichtig ist. Die fulminante Auflösung des Kriminalfalls habe ich, erfahrene Krimileserin, absolut nicht kommen sehen – ein stimmiger Abschluss, so überraschend wie überzeugend.
Außenseiter vs. Eingesessene, die Gier des Menschen nach Gold, die falsche Idylle, das Dunkle hinter der hellen Fassade, Rache und Gerechtigkeit, Freundschaft und Loyalität und wie weit wir gehen für die, die wir lieben – das sind Themen so alt wie die Welt. Bei French lesen sie sich so neu und lebendig, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
French nimmt sich Zeit in „Feuerjagd“, und die sollte sich auch die Leserin nehmen. Schritt für Schritt entwickelt sich eine fesselnde Story, bei der die Kleinstadtdynamik eine große Rolle spielt. Dabei wird Suspense nicht in erster Linie durch rasante Action aufgebaut, sondern durch das, was in den Köpfen vorgeht. Vor allem aber beherrscht French das paradoxe Kunststück, die Handlung durch Dialoge voranzutreiben. Trey, Johnny, Cal, der Engländer, die Dorfbewohner - jede Interaktion der Figuren ist vielschichtig und mehrdeutig; die Beziehungen untereinander sind komplex. Ein Blick, ein Ausatmen, ein Verspannen der Schultern vermitteln wortlose Botschaften.
Die Figuren sind French, wie man es nicht anders von ihr kennt, ungemein echt geraten. Ob Klatschtante, Dorfidiot, Skeptiker oder Strippenzieher, French lässt vor uns mit spürbarem Vergnügen eine schräge Phalanx an Figuren aufmarschieren. Neben der wortkargen, anarchischen Trey, die alle Weiblichkeitsnormen ignoriert, ist eine der gelungensten und witzigsten Figuren des Romans Cals schillernder Nachbar Mart Levin mit seiner undurchschaubaren Jovialität, bei dessen Witzen einem schon mal das Lachen im Halse stecken bleibt.
Mit großartigen Naturbildern schafft French dazu ein ganz besonderes Setting. Die bergige Landschaft Westirlands bäckt unter einer untypisch gnadenlosen Sonne und verströmt eine beklemmende Atmosphäre. Es ist ruhig in Ardnakelty, aber keineswegs friedlich. Niemand dort gibt sich Illusionen hin – den bäuerlichen Junggesellen fehlt es an Ehefrauen, junge Menschen finden keine Arbeit und der Klimawandel zerstört ihre Lebensweise in Echtzeit. Die Hitze und das Gold machen alle nervös – und dann wird ein Toter aufgefunden, ermordet.
Zum Ende nimmt der Roman gewaltig Fahrt auf und lässt die Spannung förmlich knistern. Sowohl Cal als auch Trey müssen für sich herausfinden, was ihnen wirklich wichtig ist. Die fulminante Auflösung des Kriminalfalls habe ich, erfahrene Krimileserin, absolut nicht kommen sehen – ein stimmiger Abschluss, so überraschend wie überzeugend.
Außenseiter vs. Eingesessene, die Gier des Menschen nach Gold, die falsche Idylle, das Dunkle hinter der hellen Fassade, Rache und Gerechtigkeit, Freundschaft und Loyalität und wie weit wir gehen für die, die wir lieben – das sind Themen so alt wie die Welt. Bei French lesen sie sich so neu und lebendig, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.