Meisterliche Charakterzeichnungen und dichte Erzählwelt

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Feuerjagd ist der zweite Band um den ehemaligen Chicagoer Polizisten Cal Hooper, der sich im Westen Irlands niedergelassen hat. Handlungsort ist wie im ersten Band „Der Sucher“ wieder das fiktive Dorf Ardnakelty, wobei man der Handlung auch ohne Kenntnisse des ersten Bandes gut folgen kann. Cooper kümmert sich immer noch um die inzwischen 15-jährige Trey. Er hat inzwischen ein Vertrauensverhältnis zu dem Teenager aus einer dysfunktionalen Familie aufgebaut, die bei ihm ein und ausgeht und zusammen mit ihm Schreinerarbeiten für die Dorfgemeinschaft erledigt.

Völlig überraschend taucht Treys Vater Johnny Reddy nach 4 Jahren Abwesenheit aus London auf. Johnny ist der typische Taugenichts und Blender, charmant, kann gut reden, scheiterte aber bisher auch mit allem, was er anpackte. Dabei auch völlig skrupellos, wenn es um die Verfolgung seiner eigenen Interessen geht und er seine Mitmenschen ausnutzen muss. Er erzählt den anderen Dorfbewohnern von Goldvorkommen, begleitet wird er von einem Engländer, der angeblich von dem Gold durch seine irische Großmutter weiß. Er bietet den Bewohnern ein todsicheres Geschäft an und hat mit dem Engländer auch gleich den passenden Investor mitgebracht. Es ist ein sehr heißer Sommer in Irland, der auch die Gemüter zunehmend erhitzt, da ein Großteil der Einwohner von Ardnakelty von der Landwirtschaft leben muss. Cal ist sofort misstrauisch beiden Männern gegenüber. Er, der in Ardnakelty immer noch als Außenseiter, als Excop und als „Der Amerikaner“ gesehen wird, befürchtet großen Schaden und Unglück. Er will auf jeden Fall und mit jedem Mittel Trey beschützen. Die 15-jährige hat aber ihren eigenen gefährlichen Plan und verfolgt eigene Ziele.

Tana French erzählt sehr gemächlich, dabei hat sie wie keine Zweite die großartige Fähigkeit, Stimmungen und Bilder aufkommen zu lassen. Die Bedrohung baut sich subtil aber stetig auf. Durch scharfe Dialoge, besonders zwischen Cal und den Einheimischen, insbesondere mit seinem Nachbarn, dem ausgefuchsten Mart Lavin ergibt sich eine fesselnde psychologische Studie. Man bekommt einen interessanten Einblick in die menschliche Psyche der Menschen in der ländlichen Gegend, denn in Ardnakelty spricht man nicht einfach Klartext miteinander. Zwischen den Zeilen zeigt sich das wahre Gesicht der Dorfbewohner und enthüllt ihre verborgenen Motive. Dabei verfügen sie über ein ganzes Bündel an unausgesprochenen Regeln. Durch sie erfährt man viel über ihre Gemeinschaft.

Die Struktur des Romans basiert stark auf Gesprächen, mir war es fast ein bisschen zu viel Gequatsche, dabei ist Tana French immer noch eine
Meisterin der Charakterzeichnungen und in der Erschaffung einer dichten Erzählwelt.