Ausgefallen, jedoch schwächer als das erste Buch

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kleincaro89 Avatar

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„Feuerland“ ist das erste Buch von Pascal Engman um die Kriminalkommissarin Vanessa Frank und diese hat bei ihrem ersten Fall, den der Leser begleiten darf, viele Rätsel zu knacken.
Denn wie auch in Engmans erstem Buch, „Der Patriot“, lässt er den Leser als externen Betrachter auf vielen Hochzeiten tanzen:
beim Einbruch in einen Uhrenladen, bei dem die Einbrecher scheinbar nichts Wertvolles entwenden;
bei den Entführungen von Geschäftsmännern, die nie zur Anzeige kommen, über Umwege jedoch dennoch bei der Polizei landen;
bei einem ehemaligen Soldaten der Eliteeinheit Schwedens, der unehrenhaft entlassen wurde und sich nun in Sorge um seine Schwester mit Hilfsarbeiten durchschlägt;
bei einer im Untergrund Schwedens operierenden Gang, der es immer wieder gelingt, nicht zerschlagen zu werden;
im entlegenen Chile, wo in einer deutschen Enklave illegale Organtransplatationen vorgenommen werden;
ach ja, und bei der eigentlichen Ermittlungsarbeit der angepriesenen Kriminalkommissarin.
Der Leser weiß gar nicht, wo er zuerst anfangen soll, die Zusammenhänge zu suchen, und so lässt er sich einfach treiben auf den Worten Engmans, auf den Entwicklungen des Buches in der Hoffnung, irgendwann bei einer Lösung anzukommen. Und das tut es, davon kann er ausgehen. Denn die Schlinge zieht sich immer weiter zu, als ob ein jeder Handlungsstrang seine Fühler zu den anderen Strängen ausstreckt und sich immer weiter zu den anderen hinzieht.

Auch wenn Engman zu Beginn sehr viel in den einzelnen Handlungen springt und dem Leser damit viele Charaktere und Personen liefert, fällt es dem Leser dennoch relativ leicht, die Personen aufzunehmen ihnen beim nächsten Mal wieder mit offenen, wiedererkennenden Armen zu begegnen. Nichts scheint überladen und alles nur auf das bemessen, was tatsächlich benötigt und im weiteren Verlauf des Buches wieder aufgenommen wird.
Was allerdings erst im Laufe des Buches wirklich zum Vorschein kommt, ist die Bedeutung der eigentlichen Hauptperson: Kriminalkommissarin Vanessa Frank. Es soll ihr erster Fall sein, doch lange Zeit wird sie nur als Mitläuferin zur sonst ablaufenden Handlung präsentiert, ehe sie die Zügel in die Hand nimmt und die Verbindungen enttarnt.

Für die einen mag der Aufbau des Buches verwirrend sein, doch hat man bereits ein Buch des Autors gelesen, erkennt man seine Handschrift wieder. Eine Handschrift, die gesteuert wird von gut überlegten Zusammenhängen, die auf den ersten Blick nicht ersichtlich sind, die den Leser dennoch immer wieder aufs Neue überraschen. Ein wirkliches Meisterwerk der Schreiberei.

Was ich dennoch zu diesem Buch sagen muss, ist, dass ich nach „Der Patriot“ mehr erwartet habe. Das erste Buch hat mich mitgerissen, vollends überzeugt und sprachlos gemacht. Nun hatte ich an vielen Stellen das Gefühl, mit „Feuerland“ eine ähnliche Story zu lesen, nur ein bisschen umgeschrieben.
Nichtsdestotrotz ein gelungenes und oftmals überraschendes Buch.