Ein Autor, den man sich merken sollte!

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kristallkind Avatar

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Es beginnt ganz harmlos. Ein Überfall auf ein Uhrengeschäft ist für die Stockholmer Kommissarin Vanessa Frank der Opener zu einer komplexen Verbrecherjagd, die bis in das Netzwerk einer Organmafia führt. Vertrauen kann sie niemandem, denn das organisierte Verbrechen hat alle möglichen Behörden infiltriert. Als jedoch ein Mädchen aus ihrem Bekanntenkreis verschwindet, ist umgehendes Handeln angesagt.

Dieses Buch hat bei mir großen Eindruck hinterlassen. Noch immer bin ich über die Gräueltaten erschüttert, die der Autor seine beide Protagonisten aufdecken lässt. Ich saß mit Tränen in den Augen im meinem Lesesessel und konnte die unfassbaren Szenen, die sich im Zuge des Finales ereigneten, deutlich vor mir sehen und mitfühlen. Dabei kann ich mich nicht erinnern, dass es mir bisher bei einem Thriller so ergangen wäre.
Pascal Engman hat mir mehr das Gefühl gegeben bei einer Dokumentation dabei zu sein, als eine fiktive Geschichte zu lesen. Der ehemalige Journalist nimmt sich dem Thema in einer Ernsthaftigkeit an, die ich in allen Charakteren, Handlungen oder Schauplätzen erkennen konnte. Glaubhaft zeigte er mir psychopathische Figuren, deren zutiefst menschenverachtende Taten so ganz nebenbei auf der Tagesordnung stehen, ebenso als würde ich meinen regelmäßigen Einkauf erledigen. Als wäre es ganz natürlich und notwendig. Und genau das ist für mich das Besondere: Oberflächlich gesehen ein ruhiges Buch, schnörkellos, kontrolliert und durchdacht, darunter aber brodelt eine Vielfalt von Abscheulichkeiten, die mich mit Entsetzen erfüllt haben und die doch immer spürbar präsent waren.
Die Protagonisten Vanessa und Nicolas sind dem Autor sehr gut gelungen. Trotz der Ausbildung in einer Spezialeinheit und furchtloser Rettungsmissionen bleibt Nicolas bodenständig. Entschlossen tut er was nötig ist und wozu er sich berufen fühlt, ohne ein Heldenmythos zu bedienen. Vanessa ist eine nüchterne und zielgerichtete Person, wobei diese Eigenschaften ihre Unerschrockenheit klarer hervorheben. Beide haben Ecken und Kanten, sind jedoch frei von Klischees, klar in ihren Überzeugungen und durchweg sympathisch.

Man merkt der Geschichte an, dass das Grundgerüst um die Fiktion sehr gut recherchiert wurde. Das Vorwort weißt bereits darauf hin, und fordert geradezu auf, sich über die Vorfälle in den deutschen Kolonien in Südchile näher zu informieren. Ein wahnsinnig guter Thriller, den ich wirklich empfehlen kann!