Packender, temporeicher Thriller-Auftakt

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INHALT
In Stockholm wird ein exklusiver Uhrenladen überfallen, kurz darauf verschwinden zwei reiche Geschäftsmänner. Vanessa Frank beginnt zu ermitteln und deckt Verbindungen zu einer Klinik in Chile auf, die illegale Organtransplantationen vornimmt. Im Auftakt der Thriller-Serie muss die Kriminalkommissarin sich der Macht des Organisierten Verbrechens stellen. Kann sie allein ein ganzes Netzwerk zu Fall bringen?
Schweden: Vanessa Frank, Kriminalleiterin der Sonderkommission Nova, wurde betrunken am Steuer erwischt und vom Dienst suspendiert. Nicht das Einzige, was in ihrem Leben momentan schiefläuft. Doch anstatt einen Gang runterzuschalten, stürzt sie sich von ferne in neue Ermittlungen. Ein exklusiver Uhrenladen wurde ausgeraubt, aber keine einzige Uhr entwendet. Kurz darauf werden mehrere Geschäftsmänner entführt und nach Erpressung eines hohen Lösegeldes unversehrt wieder freigelassen. Außer ihrem dicken Bankkonto verbindet die Männer nichts miteinander. Und niemand von ihnen will auch nur ein Wort sagen. Was zunächst wie zwei seltsame Einzeltaten wirkt, entpuppt sich schon bald als brisanter Fall, der Vanessa Frank um den halben Erdball bis nach Chile jagt.

(Quelle: Klett-Cotta)

MEINE MEINUNG
Mit seinem Debütroman „Der Patriot“ ist dem jungen schwedischen Autoren und ehemaligen Journalisten Pascal Engman ein beeindruckender, äußerst rasanter Thriller mit brandaktueller Thematik gelungen.
Auch für seinen neuen Page Turner „Feuerland“ hat er sich einen sehr packenden, vielschichtigen Plot ausgedacht, der zugleich fesselnder Auftakt einer neuen dreiteiligen Thriller-Reihe ist, in deren Mittelpunkt die Stockholmer Kriminalkommissarin Vanessa Frank steht.
In seinem Thriller greift er neben der organisierten Kriminalität, dem Bandenkrieg in Stockholm und dem spurlosen Verschwinden von Flüchtlingskindern auch das Thema des internationalen illegalen Organhandels auf, dessen Spuren zu gewissenlosen Drahtziehern in Südamerika führen. Geschickt entführt uns der Autor zu unterschiedlichen Schauplätzen in Schweden und nach Südchile, wo wir aufschlussreiche Einblicke in das schockierende Treiben des despotischen Don Carlos und den zwielichtigen Geschäften in der hermetisch abgeriegelten, deutschen Exklave Colonia Rhein mit der angeschlossenen Clinica Bavaria erhalten.
Zudem nimmt uns Engman mit in das beschauliche Land Schweden, das sich eigentlich durch eine äußerst niedrige Kriminalitätsrate auszeichnet, in den letzten Jahren aber mit einer stark zunehmenden und erstaunlich brutalen Bandenkriminalitiät konfrontiert sieht, für die vor allem rivalisierende Drogengangs verantwortlich sind.
Engmans komplex angelegte Geschichte mit verschiedenen, parallel laufenden Handlungssträngen, unterschiedlichen Schauplätzen und etlichen Akteuren ist lange Zeit nicht vorhersehbar, baucht aber etwas Zeit, um in Gang zu kopmmen. Geschickt steigert der Autor immer mehr das Tempo, so dass man den fesselnden Thriller schließlich nicht mehr aus der Hand legen und unbedingt wissen möchte, wie die verschiedenen Plots miteinander zusammenhängen.
Der Autor sorgt wirklich für eine sehr filmreife Umsetzung seiner nervenaufreibenden, rasant geschriebenen Geschichte, bei der man sich auch auf einige recht brutale und blutrünstige Szenen gefasst machen sollte. Kurz gehaltene Kapitel, viele Cliffhanger und rasche Perspektivwechsel lassen enorme Spannung aufkommen. Gekonnt führt Engman die verschiedenen, geschickt miteinander verwobenen Handlungsstränge immer mehr zusammen, überrascht uns mit einigen unerwarteten Wendungen und lässt seinen Thriller schließlich in einem äußerst fesselnden, atemberaubenden Showdown gipfeln.
Natürlich bedient sich der Autor auch einiger, für dieses Genre recht typischer Klischees und etwas übertriebener Zuspitzungen. So bleiben Glaubwürdigkeit und Realitätsbezug für meinen Geschmack bisweilen etwas auf der Strecke, aber dafür bekommt der Leser auch jede Menge Action und rasante Unterhaltung geboten.
Der Autor hat sich bemüht seine Hauptfiguren und ihre Gegenspieler als recht vielschichtige Charaktere mit interessanten Hintergrundgeschichten anzulegen, deren Motive und Handlungsweisen man insgesamt gut nachvollziehen kann. Manchmal jedoch wirkten die Figuren auf mich doch etwas zu eindimensional und klischeebehaftet.
Mit seiner Protagonistin Vanessa Frank hat der Autor eine interessante, etwas angeschlagene und sicher noch ausbaufähige Figur geschaffen. Als taffe Gruppenführerin der Sondereinheit NOVA ist sie im Großraum Stockholm zuständig für die Aufklärung von Verbrechen, die im Zusammenhang mit der organisierten Kriminalität stehen. Ganz Genre-typisch hat sie in ihrem Leben schon einiges mitgemacht, so einige private Probleme zu bewältigen und ist zudem wegen Alkohols am Steuer vom Dienst suspendiert, so dass sie in dem brisanten Fall kurzerhand beschließt, auf eigene Faust zu ermitteln. Mit all ihren Ecken und Kanten, ihren eher unkonventionellen Ermittlungsmethoden und einer unerschrockenen Zähigkeit wirkt sie zwar nicht immer glaubwürdig, aber insgesamt doch ziemlich authentisch und recht sympathisch.
Ich bin schon sehr neugierig, wie es mit Kriminalkommissarin Vanessa Frank weitergehen wird und in welche Abgründe ihre Ermittlungen im neuen Fall sie führen werden. Der zweite Band mit dem Titel „Råttkungen“ – Rattenkönig ist bereits 2019 in Schweden erschienen, so dass wir sicher nicht allzu lange auf die Fortsetzung warten müssen.

FAZIT
Ein unterhaltsamer, temporeicher Thriller-Auftakt mit einer interessanten, aktuellen Thematik und ein fesselndes, rasantes Lesevergnügen – aber nicht ganz so gut wie Engmans Debüt!