Brave new connected world

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styrienna Avatar

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Was haben ein Gastronom in Italien, ein deutscher Start-up-Gründer, der Polizeichef von Rio de Janeiro und ein chinesischer Karatekämpfer gemeinsam? Nichts. Alles.

Globalisierung, Big Data, KI-basierte Überwachung, Fake News und die totale Vernetzung sind zentrale Themen in Veit Etzolds Roman, der die ganze Welt miteinbezieht: Tom Bayne, der zwischen Deutschland und Chinas Tech-Hochburg Shenzhen pendelt, ist auf der Suche nach einem Geldgeber für seine Medizin-App CUMO. Während immer wieder eine Einmischung der chinesischen Regierung als Risiko angedeutet wird, gerät Tom an einen wesentlich gefährlicheren Investor – den Milliardär Dairon Arakis, den alle und niemand zu kennen scheinen. Arakis hat jede Menge Geld, eine Vision und keinerlei Hemmungen.

Es ist ein Pakt mit dem Teufel, den Tom erst spät durchschaut. Zu spät?

Was Etzold hier abgeliefert hat, zeugt von so viel Wissen und Recherche, dass man manchmal fast den Eindruck erhält, keinen Roman, sondern einen Tatsachenbericht zu lesen. Untermauert wird dieses Gefühl durch die zahlreichen realen Personen, Unternehmen und Produkte, die der Autor ungeniert beim Namen nennt – von Xi Jinping über Emirates (für die er beinahe Schleichwerbung macht), Apple und Google bis hin zu Helmut Schmidt: Fiktion und Realität sind hier so eng verwoben, dass die Grenzen verschwimmen.

Besonders beeindruckend ist die Mühelosigkeit, mit der Etzold schwierige Themen und unzählige Personen und Handlungsstränge darstellt. Ebenso wie die Machtverhältnisse, vor allem zwischen den USA, Europa und China. „Ich würde sogar sagen, es gab in der Geschichte der Menschheit noch niemals etwas, was so groß und gleichzeitig so schnell war wie China“, lässt er den Chef der Military Intelligence sagen. Und bringt damit die Furcht der ganzen Welt (insbesondere der USA) vor Chinas Innovationskraft und globaler Expansion auf den Punkt. Aktueller geht’s kaum.

Ein virtuoses Meisterstück, das komplexe Zusammenhänge verständlich macht und so dicht an der Realität ist, dass es Gänsehaut verursacht. Die Handlung springt permanent und in kürzesten Abständen, was den Roman durchaus anspruchsvoll macht – mitdenken lohnt sich aber.