Unerwartete Familienzusammenführung - ungewisses neues Leben

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gluexklaus Avatar

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Ich lese sehr gerne Romane, die in den fünfziger Jahren spielen. Die Fünfziger stehen für mich für das Wirtschaftswunder, für einen Aufbruch. Gleichzeitig hatten die Menschen damals noch schwer mit der Vergangenheit zu kämpfen. Die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs waren noch überall offensichtlich: zerstörte Gebäude, tief verletzte Menschen. Einerseits bestand berechtigte Hoffnung auf eine bessere Zukunft, andererseits musste man sich mit Verlust, Trauer, manchmal mit Schuld auseinandersetzen. Autorin Lilly Bernstein beschreibt diese allgegenwärtigen Gegensätze sehr treffend, als sie Helgas Fahrt durch Köln schildert: „Köln, so schien es Helga, war dabei, sich herauszuputzen, doch in den dunklen Ecken der Stadt lauerte noch die hässliche Fratze der Vergangenheit.“

Überhaupt gefällt mir die Sprache der Autorin. Sie erzählt bildhaft und authentisch. Die Leseprobe liest sich absolut flüssig und unkompliziert. Nicht nur der Schreibstil, auch die Handlung hat mich gefesselt. Wie muss es sich für Helga und Jürgen anfühlen, nach so langer Zeit ihren verloren geglaubten Vater zu treffen, den sie nicht kennen, aber der von nun an Teil ihres Lebens sein wird? Wie sehr muss eine jahrelange Kriegsgefangenschaft den Vater prägen? Wie verkraftet Tante Meta den Verlust ihrer Heimat? Zunächst wirkt sie ja sehr unterkühlt und distanziert. Und besteht gar die Möglichkeit, dass Jürgen und Helgas Mutter doch noch lebt?

Das Cover spricht mich nicht besonders an, es wirkt auf mich wie auch der Untertitel des Buchs „Aufbruch ins Glück“ ein wenig kitschig. Aber die Leseprobe hat mich komplett überzeugt. Ich möchte gerne mehr von Helga lesen.