Die innere Fiesheit

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avathea Avatar

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Libby Day war sieben Jahre alt als ihr älterer Bruder Ben ihre ganze Familie auslöschte. Danach lebte sie bei verschiedenen Verwandten, die aber alle nicht lange mit ihr Geduld hatten, so dass sie immer wieder weitergereicht wurde und nie einen festen Platz hatte. Heute 25 Jahre später ist Libby eine einsame und verbitterte Frau geworden, die am Leben nicht teilnehmen kann. Die Tragödie aus ihrer Kindheit hat sie nie verwunden und meistens fühlt sie sich geknickt oder deprimiert, wobei sie selbst von einer Fiesheit spricht, die in ihrem Inneren lebt.

In der Zeit als die Morde geschahen und auch noch Jahre danach haben viele Menschen Anteil an ihrem Schicksal genommen und es wurde ein Fond für Libby eingerichtet, der sich aber mittlerweile dem Ende nähert. Dies erfährt sie von Jim Jeffreys, ein Banker, der ihr Geld verwaltet. Dieser rät ihr sich endlich nach einem Job umzusehen und somit auch ein normales Leben zu beginnen. Sie macht sich Gedanken über eine mögliche Arbeit, die ihr gefallen könnte, bis sie einen Brief öffnet, indem ein gewisser Lyle Wirth ihr ein Angebot macht. Er ist Mitglied einer Gruppe, die ihr 500 Dollars bezahlen würde, wenn sie etwas aus ihrem Leben und besonders von ihrem Bruder und den Morden erzählen würde. Libby trifft sich mit ihm und erfährt, dass viele Personen aus der Gruppe der Ansicht sind, dass ihr Bruder die Morde gar nicht begangen hat und unschuldig hinter Gittern sitzt. Libby kann ihre Bezahlung auf 700 Dollars hochtreiben und nimmt die Einladung an.

Im zweiten Kapitel wird die Zeit kurz vor den Morden beschrieben. Ben, 15 jahre alt, lebt auf der Farm mit seiner Mutter und drei jüngeren Schwestern. Die Farm ist hoch verschuldet und Patty, die Mutter, ist mit ihren Nerven am Ende. Ben kapselt sich immer mehr ab und verändert sein Äußeres drastisch. Nur mit seiner jüngsten Schwester Libby verhält er sich noch liebevoll und geht mit ihr brüderlich um. Dennoch ist auch Libby von seinen äußerlichen Veränderungen (die roten Haare, die auch Libby hat sind nun schwarz) so schockiert, dass sie meint, dass Ben sie alle hasst.

Die Leseprobe hat mir recht gut gefallen. Libbys innere Zerissenheit wird sehr detailliert beschrieben, so dass man ihren Schmerz förmlich nachempfinden kann. Sie ist keine sympathische Protagonistin, aber wie soll sie es nach so einem Schicksalsschlag auch sein. Im zweiten Kapitel wird schon recht deutlich wie sich Ben von seiner Familie entfernt und welche Wut in ihm brodelt. Dennoch kommen natürlich Fragen auf, wie z.B. ob Ben wirklich die Morde begangen hat und wenn ja, was ihn dazu veranlasst hat. Und wenn nicht, wer war dann der Täter und warum sagte Libby vor Gericht gegen ihren Bruder aus? Was haben Bens heimliche Telefonate zu bedeuten? Wie wird es mit Libby weitergehen? Wird sie ihr Leben doch noch meistern können und sich vielleicht am Ende mit Ben wieder versöhnen? Eine vielversprechende Leseprobe über eine Familientragödie aus Kansas City.