Grausame Schicksale

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krimine Avatar

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Vierundzwanzig Jahre ist es her, dass ein Familiendrama in die Schlagzeilen geriet, das als Prärie-Massaker bekannt geworden ist. Der damals in der Pubertät steckende Sohn Ben nahm seiner Mutter Patty und seinen beiden Schwestern Michelle und Debby heimtückisch das Leben. Eine Tatsache, die dieser nach vierundzwanzig Jahren Haft immer noch vehement bestreitet und deren Rekonstruktion auf einer Aussage seiner damals siebenjährigen Schwester Libby beruht. Libby, die als einzige Überlebende des Massakers gilt, musste sich seit dem immer wieder mit neuen Verwandten herumschlagen, denn so richtig willkommen war sie nirgends. So ist es auch nicht verwunderlich, das die mittlerweile Einunddreißigjährige keinen festen Halt in der Gesellschaft findet und ihren Lebensunterhalt einzig und allein von Spendengeldern bestreitet. Gelder, die leider zur Neige gehen und deshalb die als mürrisch und labil bekannte Frau dazu zwingen, sich nun ernsthaft mit ihrem zukünftigen Leben auseinanderzusetzen. Doch der erste Mensch, der ihr dabei über den Weg läuft und ihr einen Job anbietet, ist ausgerechnet das Mitglied eines Clubs, der sich mit wahren Verbrechen beschäftigt und deren Mitglieder mit Libby über das längst verdrängte Familiendrama reden möchten. Ein Abend der mehr auslösen wird, als es Libby derzeit lieb ist.

Mit „Finstere Orte“ hat die Autorin Gillian Flynn nicht nur einen Thriller geschrieben, der bewegt, sondern auch ein Drama geschaffen, dass das Leben einer Frau beleuchtet, der in ihrer Kindheit Schreckliches widerfahren ist. Geprägt von einem Trauma, das ihr Leben bestimmt, ist sie unfähig, dieses zu meistern. Eine wirklich tragische Geschichte, die von der Autorin aus verschiedenen Positionen heraus erzählt wird. Dazu schlüpft diese in die Rolle ihrer Protagonisten und lässt den Leser die Ereignisse rund um das Massaker noch einmal erleben. Mit viel Gefühl, aber auch der nötigen Härte, erzählt sie die Geschehnisse rund um das verhängnisvolle Ereignis am 3. Januar 1985 in einem Farmhaus in Kinnakee. Die dazu gewählte Erzählform in der Ich-Persektive stellt sich in diesem Buch als äußerst gut gewählt heraus. Denn genau dadurch kann der Leser die Begebenheiten, aber auch die Gefühle und Beweggründe der handelnden Personen umfassend verstehen und sich in ein Drama hinein versetzen, dass nun nach vierundzwanzig Jahren endlich seine Klärung findet.
Ein garantiert fesselnder Roman, den ich gerne lesen und rezensieren würde.