Originelle Idee, jedoch mit ein paar Längen

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zabou1964 Avatar

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Eine Ratte namens Firmin wird im Keller einer Bostoner Buchhandlung als 13tes Junges einer alkoholkranken Mutter geboren. Er ist schwächlich und wird von seinen Geschwistern nicht an die Zitzen der Mutter gelassen. Also beginnt er, die Bücher, die im Keller lagern, zu fressen. Doch schon bald merkt er, dass auf seiner Nahrung Zeichen stehen und er beginnt zu lesen. So macht er Bekanntschaft mit der Menschenwelt.

Bald schon ist ihm das aber nicht genug und er erforscht zunächst die Buchhandlung, später auch den Rest des Hauses und den ganzen Scollay Square. Dieser Platz mit seinen alten Gebäuden hat wirklich in Boston existiert. Sam Savage lässt den Leser das Leben in der Buchhandlung und auf dem Platz mit den Augen einer Ratte sehen.

Der Leser bekommt einen Einblick in die, oft etwas abstrusen, Gedanken Firmins, erlebt die Suche nach einer Freundschaft mit einem Menschen mit und den Verfall und die Zerstörung des Platzes.

Der Autor beschreibt auf originelle Weise das Boston der 60er Jahre, das er wohl selbst so erlebt hat. Leider sind die Gedanken der Ratte manchmal so abwegig, dass sie für mich nicht nachvollziehbar waren und das Buch hatte dadurch einige Längen.

Die Aufmachung des Buches ist dafür einsame Spitze: Nimmt man den hübsch illustrierten Schutzumschlag ab, meint man, ein altes Buch in Händen zu halten. Der Schnitt der Seiten ist ungerade, so dass es aussieht, als löse sich die Bindung auf und der Einband ähnelt einem alten Buch.

Fazit: Ein interessantes Sittengemälder der 60erJahre in den USA aus der Sicht einer menschelnden Ratte – jedoch leider mit ein paar Längen.