Von der Ratte, die keine Ratte sein wollte

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adhara Avatar

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"Die Vorstellung, am Schwanz hochgehoben und in den Abfall geworfen zu werden, war mir zuwider..." Immer wieder stösst Ratte Firmin an die Grenze, die ihn vom menschlichen Dasein trennt. Und doch: Nichts zeichnet den tragischen Helden Firmin im gleichnamigen Roman von Sam Savage mehr aus, als gerade seine Menschlichkeit. Es ist weder ein Anbiedern an erfolgreiche Rattengeschichten, wie etwa Ratatouille noch ist es ein Versuch, eine Kultfigur zu schaffen: Firmin ist ganz einfach eine Geschichte, die die Grenzen weiter steckt und dadurch eine Tiefe bekommt, die sich dem Leser nicht auf den ersten Blick erschliesst, die ihn aber stets begleitet und ihn zum Schluss mit einem bedauernden Seufzen zurück lässt. Wäre es nicht ein atemberaubendes Schicksal gewesen, wie Firmin die Welt über die ganz grosse Liteartur kennen zu lernen... Jedem Bücherfreund muss dabei das Herz aufgehen. Auch wird, wer Firmin gelesen und gemocht hat, wohl niemals mehr eine alte Buchhandlung betreten können, ohne unvermittelt nach einem Rattenloch Ausschau zu halten. Ohne das Schaudern allerdings, das eine solche Entdeckung wohl vor Firmin augelöst hätte.

"Übrigens muss man nicht alle Geschichten glauben, um sie lieben zu können", kommt Firmin nach der Lektüre von vielen Klassikern zum Schluss. Gleiches gilt für "Firmin" selber. So absurd der Gedanke an eine Lese-Ratte in der Buchhandlung auch in der Realität ist, so liebenswürdig und voller Lebensweisheit kommt dieses Buch daher. Es ist nicht nur so, dass man es schon von der Aufmachung her gleich einmal staunend und berührt in die Hände nimmt, auch der Einstieg in Firmins Leben und damit in die tiefen Gründe der Weltliteratur ist hinreissend gestaltet.

Ein Buch, das sich problemlos auch als Geschenk eignet.