Ein etwas zwiespältiges Buch

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ismaela Avatar

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Ein etwas zwiespältiges Buch.

Die Verknüpfung von Handwerk und einer Romanhandlung drumherum finde ich immer sehr kurzweilig (ausser es handelt sich dabei um diese typisch seichten Historienschinken), und der Klappentext zu diesem Buch ist mir regelrecht ins Gesicht gesprungen: die Museumsmitarbeiterin Mia Sund bekommt einen aussergewöhnlich schönen Teppich auf den Tisch gelegt. Und um heraus zu finden, ob dieser ein Original ist, woher er stammt und wer ihn geknüpft hat, begibt sie sich auf eine Reise durch Europa bis nach Zagreb und - letztendlich - nach Triest.

Mit 245 Seiten ist das Buch nun alles andere als ein Wälzer, trotzdem braucht es seine Zeit, bis man sich an den sehr eigenen Sprach- und Schreibstil der Autorin gewöhnt hat. Vieles wird extrem breit und blumig beschrieben - mir gefällt das (solange es nicht kippt), vieles bleibt aber auch rätselhaft und nebulös. Ob es nun die Knüpferin ist, die den Teppich hergestellt hat, und die so viele Stationen in ihrem Leben durchlaufen hat, dass man sich beim Lesen ständig fragt, ob ihr das nun tatsächlich so passiert ist, oder ob die Phantasie von Mia da ein bisschen durchgeht. Oder auch der Teppichhändler in Zagreb: er wirkt ein bisschen schablonenhaft (ich habe fast bis zum Schluss gebraucht um zu merken, dass das kein alter Mann ist).
Viele Erzählstränge werden angeschnitten (der gewalttätige Vater, der Fälscherhof Jamme), und obwohl vieles durch Andeutungen und kleinere Episoden letztendlich erklärt wird, habe ich mich gefragt, was diese Stränge da sollen, wenn sie eher am Rand kurz angeschnitten werden. Das ist per se ja nicht schlecht, aber in dieser Geschichte wirkt es ein bisschen unschlüssig. Auch die Personen bekommen nicht wirklich Tiefe, ausser vielleicht Mia und Nina (die Teppichknüpferin), obwohl auch diese nicht wirklich Ecken und Kanten haben.
Letztendlich kommt Mia der Knüpferin auf die Spur, beginnt ein neues Leben und findet ihre Bestimmung.
Ich hätte mir noch ein bisschen mehr Hintergrund zur Teppichknüpferei gewünscht, vor allem im Zusammenhang mit dem Fischereiverbot. Da gab es in diesem Buch für mich noch einige Lücken.

Trotzdem habe ich dieses Buch aber sehr gerne gelesen (und auch ich hätte nun gerne so einen tollen grünen Teppich).