Ein Teppich und zwei Frauen

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corbinian Avatar

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Kaum jemand würde ein wissenschaftliches Buch über Pommerschen Fischerteppiche lesen, so ehrlich muss man sein. Ein Roman, der das Thema jedoch nebenbei aufgreift, der ganz explizit die wissenschaftliche Arbeit auch zum Thema nimmt und sich auch noch auf geschickte Weise mit der Geschichte auseinandersetzt, das könnte was werden.

Das dachte sich auch Karin Kalisa, die sich der Zeit um das Jahr 1928 mit dem Fischereiverbot der Ostseefischer und deren Umschulung auf Teppichknüpfer auf zwei Arten nähert. Die eine Art und diese macht den Hauptaspekt aus, ist die Geschichte um die Kuratorin Mia Sund, eine Fachfrau für Teppiche. Diese erhält einen außergewöhnlichen Teppich, den es zu untersuchen gilt. Sie selbst erzählt dann, die durch Recherche langsam ans Licht kommende Geschichte der Teppichknüpferin, wobei dabei durchaus auch ein wenig künstlerische Freiheit ins Spiel kommt. Erschienen ist das Buch 2022 bei Droemer Knaur.

Der Teppich, grün und mit passenden und unpassenden Symbolen versehen, ist dabei ein toller Aufhänger und bietet unglaublich viele Möglichkeiten den Leser*innen die Kunst des Teppichknüpfens vor Augen zu führen. Er ist aber nur ein Aufhänger für die Geschichte von Mia Sund, die durchaus interessant und spannend ist, denn sie war nicht immer Kuratorin, sondern selbst einst in einer Gruppe von Fälscher*innen unterwegs und das prägt natürlich. Einzelgängerisch und zurückgezogen kann sie sich nun ganz ihrer Tätigkeit widmen und sie ist gut darin. Dieser Teppich und die Geschichte, die mehr und mehr entwirrt wird, ist das zweite Element, denn die Geschichte um die Knüpferin ist nicht weniger interessant und internationaler. Passend dazu führt die Recherche Mia von Greifswald nach Zagreb und dort ändert sich für sie einiges.

Zwei interessante Geschichten, sowie die Kunst und die Geschichte des Teppichknüpfens an der Ostsee und darüber hinaus, wird durch einen tollen Schreibstil abgerundet. Alle Facetten des Buches harmonieren miteinander und die Bilder, die durch Worte entstehen treiben noch lange nach der Beschreibung vor dem geistigen Auge. Der Abschluss, mit dem Literatur- und Quellenverzeichnis und dem Glossar machen deutlich, dass es hier auch um Wissenschaftlichkeit und nicht nur Unterhaltung geht. Dies gelingt auch!

Fazit: Fischers Frau ist ein unterhaltsamer Roman über das Leben zweier Frauen, für die Teppiche zum Leben gehören. Die eine lebt im Jetzt, die andere vor knapp 100 Jahren und doch verknüpft ein Teppich ihre Leben miteinander. Toll geschrieben, mit vielen wissenschaftlichen Informationen zu Teppichen ohne jedoch an Unterhaltungswert zu verlieren.