Es war einmal und war nicht

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bücherfreund54 Avatar

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Vordergründig geht es in dem neuen Roman von Karin Fischer um einen vermeintlichen „Fischerteppich“. Fischerteppiche sind ab 1928 an der Ostsee hergestellt worden, als ein dreijähriger Fangstopp von Hering wegen dessen Überfischung die Fischer zu einem neuen Lebensunterhalt zwingt. Da die Fischer durch die Herstellung und Reparatur ihrer Netze die Fingerfertigkeit zum Knotenknüpfen haben, lag es nahe, ihnen die Herstellung von Teppichen beizubringen mit maritimen Motiven. Diese Teppiche sind bekannt geworden als die „Ostseeperser“.
Der Titel des Romans „Fischers Frau“ deutet allerdings auf einen anderen Zusammenhang, nämlich den mit dem Märchen vom „Fischer und seiner Frau“. Während in dem Märchen aber die Frau des Fischers immer mehr will, geht es in dem Roman gerade nicht um das Materielle, sondern um das Wesentliche, die zwischenmenschliche Beziehung.
Und es geht um das Erzählen. Im ersten Teil des Romans, der in der Gegenwart spielt, erzählt ein unbekannter Erzähler von Mia Sund, die einen bislang unbekannten und ganz besonderen Fischerteppich zu begutachten hat. Der Teppich ist mit einem Frauennamen signiert. Die Spur führt sie nach Zagreb, wo sie Milan kennenlernt, der gerade dabei ist, eine alte Teppichwerkstatt aufzulösen und der in sehr bescheidenen Verhältnissen lebt.
Da Marie nichts Weiteres über die Teppichweberin herausfindet, erfindet sie deren Leben. Als besondere Kennzeichen verleiht sie ihr Bescheidenheit und die Gabe zu erzählen.
Der Leser erfährt also nicht deren „wahre“ Geschichte, sondern so, wie sie hätte sein können… Es war einmal und war nicht….
Der Roman ist sehr schön erzählt, zuweilen vielleicht im ersten Teil mit Längen. Mich hat die Verbindung von Realem (die Fischerteppiche) mit dem Märchenhaften überzeugt.