Fäden in der Welt

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amara5 Avatar

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Die Bestsellerautorin Karin Kalisa spinnt in ihrem neuen märchenhaften Roman „Fischers Frau“ bunte Garn- und Erzählfäden in der ganzen Welt, um sie knotenweise und fantastisch wieder zusammenzuführen. Dabei geht es im Kern um eine fast unbekannte Begebenheit in den späten 1920er-Jahren an der Ostsee: Ein Fischfangverbot über drei Jahre zwang Fischer und ihre Frauen weg vom Boot und an den Webstuhl, um kunstvolle Fischerteppiche mit Motiven der See zu knüpfen.

Ein ganz außergewöhnliches Prachtstück in seltenen und schimmernden Grüntönen bekommt Kuratorin und Faserexpertin Mia Sund von ihrem Kollegen in Greifswald vorgelegt – er wird die zurückgezogene Frau so faszinieren, dass sie ihr altes, ödes Leben zurücklässt und einen Aufbruch in etwas Neues wagt. In einer Teppichwerkstatt in Zagreb versucht sie zusammen mit dem Inhaber den Geheimnissen des Persers auf die Spur zu kommen und gräbt sich gedanklich immer tiefer in das Leben der mystischen Schöpferin und Märchenerzählerin Nina Silke Strad.

Karin Kalisa verknüpft das Leben der Frauen Mia und Nina auf kreative und poetische Weise und webt gekonnt immer wieder Bezüge zum Märchenerzählen mitein. Empathisch, feinsinnig und verspielt im Ausdruck changiert die versierte und fabulierfreudige Autorin zwischen Fiktion und historischen Ereignissen, Wahrheit und Fälschung, Vergangenheit und Gegenwart sowie zwischen „es war und es war nicht“, wenn Mia die mysteriösen und magischen Chiffren des Teppichs zu entknoten versucht und dabei tief in ihre eigene Vergangenheit taucht. Mancher märchenhafter Erzählstrang mag dabei etwas zu versponnen sein, doch Kalisas verträumt-detaillierter Blick auf die bewegenden Lebenslinien zweier faszinierender Frauen inspiriert zum Reflektieren und Philosophieren.