Faktenreich und vielschichtig

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gudrun_4 Avatar

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Das Buch hat mich rein optisch so angezogen, dass ich es unbedingt lesen musste. Diese geheimnisvollen Frauenköpfe gaben nur sehr langsam ihre Geheimnisse preis. Die beiden Handlungsstränge des Romans waren sehr unterschiedlich: Im ersten Teil lernen wir Mia Sund, die Spezialistin für alte Fasern kennen und erfahren von einem eigenartigen Teppich, der in seiner Art zu den Pommerschen Fischerteppichen passt, aber nicht ganz. Je genauer sich Mia damit befasst, desto mehr widersprüchliche Merkmale findet sie. Um mehr über den Ursprung dieses Teppichs und seine Schöpferin herauszufinden, reist sie nach Zagreb und lernt dort den Restaurateur Milan kennen, der ihr bei der Suche hilft.
Der zweite Teil des Romans ist die Geschichte in der Geschichte: Mia findet Puzzleteile und Hinweise, aus denen sie eine mögliche Geschichte über die Entstehung des Teppichs zusammensetzt. Das ist durchaus spannend und vermittelt viele interessante historische Fakten im Zusammenhang mit der Teppichknüpfkunst der Ostseefischer. Mir hat die ungewöhnliche Lebensgeschichte der Teppichknüpferin Nina gut gefallen, trotzdem habe ich mich beim Lesen oft gefragt, wie es für Mia möglich sein kann, diese Geschichte in so relativ kurzer Zeit so umfassend und scheinbar vollständig herauszuarbeiten. Das ist für mich der märchenhafte Teil der Lektüre, der so gar nicht zum ersten Teil passen will. Auch kam mir der Schluss zu plötzlich und fiel zu knapp aus. Ich bin ein wenig unsicher, wie ich das Buch als Ganzes bewerten soll. Ich habe es gern gelesen, jedoch blieb immer eine gewisse Distanz zum Geschehen in der Gegenwart.
Es gab wunderschöne Passagen, aber auch verwirrende. Und die Erkenntnis, dass etwas nicht "echt" sein muss, um wahrhaftig und richtig und keine Fälschung zu sein.