Hätte ein besseres Lektorat verdient

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
jentis4711 Avatar

Von

Bei diesem Roman bin tatsächlich innerlich hin und hergerissen, wie ich ihn bewerten soll.

Zuerst einmal zur Sprache: Karin Kalisa hat eine unglaublich bildhafte, ausgefeilte, intelligente Art der Satzbildung. Regelmäßig stößt man auf wundervolle Formulierungen, die innehalten lassen. Zugleich ist die Sprache oft auch etwas gewollt konstruiert, Motive wiederholen sich, bis sie zu Plattitüden werden und man kann mitlesen, dass die Autorin oft Sätze geschrieben hat, weil sie ihr gefallen haben und nicht, weil sie an dieser Stelle gepasst haben. Da stehen sich dann Ego der Autorin und Erlebnis des Lesenden gegenüber.

Nun zur Story: insgesamt ist es eine faszinierende Geschichte, die sich da um einen Fischerteppich herum aufbaut. Allerdings wollte die Autorin anscheinend alles Mögliche noch mit in diesen Roman reinschieben. Kaum habe ich mich an die Geschichte mit Mia gewöhnt und will endlich wissen, wie es weitergeht, da wird sie auch schon abgebrochen und ich muss die Geschichte einer anderen Frau lesen, die wohl früher den Teppich gewebt hat. Allerdings ist diese Geschichte nicht mal die wahre, recherchierte, sondern Mia denkt sie sich nachts am Schreibtisch aus. Zudem ist das Buch manchmal ein Roman, manchmal ein Sachbuch, dann eine Chronik, hintenraus wird es ein Märchen, Figurenentwicklungen werden nicht zu Ende gebracht und gefühlt platzt dieses Buch aus allen Nähten und lässt einen doch nicht befriedigt zurück.

Es tut mir fast weh, das zu schreiben, weil ich die ganze Mühe und Liebe mitlesen kann, die Karin Kalisa in dieses Buch gesteckt hat, in jeden einzelnen Satz. Ich glaube tatsächlich, dass dieser Roman ein sehr viel besseres Lektorat verdient hätte, dann hätte es das Zeug zum Herzensbuch gehabt.