Jahrhundertalte Verknüpfungen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
bobbi Avatar

Von

Bestsellerautorin Karin Kalisa widmet sich in ihrem neuen Roman „Fischers Frau“ poetisch und märchenhaft verspielt einer fast vergessenen historischen Geschichte: die der Pommerschen Fischerteppiche rund um 1928, als arbeitlose Fischer während einem dreijährigen Fischfangverbot ihre Kreativität in einer anderen Art der handwerklichen Arbeit fanden. Aber sie reflektiert auch subtil über das Geschichtenerzählen an sich, über Fiktion und historische Fakten.

Dabei verwebt Kalisa experimentell und kunstvoll die Lebensgeschichte zweier starker Frauen aus unterschiedlichen Zeitepochen: Für die introvertierte Kuratorin und Fasernarchäologin Mia Sund wird ein außergewöhnliches Exemplar eines 100 Jahre alten Persers der Ostsee ein Lebenswandel bedeuten. Um dem Geheimnis des wunderschönen Fischerteppichs auf die Spur zu kommen, wird sie quer durch Europa reisen, in die Vergangenheit tauchen und rätselhafte Chiffren lösen. Was ist Fälschung und was Wahrheit? Welche Werte zählen im Leben? Mit vielen Sprüngen in der Zeitleiste und in den Perspektiven lernt der Leser dann auch die „kleine Fischerin“ Nina Strad kennen: Sie ist Arbeitsmigrantin und die talentierte Schöpferin des gewebten Kunstwerks mit den außergewöhnlichen Farben. Und nach und nach wird deutlich, dass die Frauen Parallelen in ihren Leben haben, Vergangenheiten hinter sich lassen und trotz Widrigkeiten neu anfangen mussten.

Kalisa nimmt sich einfühlsam und feinfühlig Zeit beim Erzählen, lässt subtile Anspielungen auf Märchen miteinfließen und legt Knoten für Knoten die Geheimnisse und Verknüpfungen der Frauen offen. Dabei geht nicht immer alles realistisch zu, sondern es gibt auch verworren-magische Momente, die nicht immer greifbar sind, aber zum Träumen über die eigenen Ziele im Leben einladen. Auch wenn mancher Erzählfaden etwas zu kreativ gesponnen wurde, insgesamt ein bewegender und faszinierender Roman.