Seemannsgarn im Fischerteppich

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wilde hummel 1 Avatar

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Das sehr schön gestaltete Buchcover - zwei sich überlagernde Frauenköpfe in den Farben des Meeres - passt sehr gut zum neuen Roman von Karin Kalisa. Nach ihrem erfolgreichen Roman Sungs Laden sind die Erwartungen natürlich hoch. In Fischers Frau wird an die tatsächliche Geschichte der Fischerteppiche (der Pommerschen Ostseeperser) angeknüpft. Aber nicht nur angeknüpft, sondern Geschichten hineingewoben, an Fäden gezogen und Knoten gelöst und neu eingefädelt. Die Protagonistin Mia Sund ist Faserarchäologin und ihr wird ein 100 Jahre alte Teppich auf den Tisch gelegt, ein Fischerteppich, grün und vielleicht gefälscht. Sie beginnt die Suche, das Forschen nach der Wahrscheinlichkeit und den Geschichten hinter der Geschichte. Und hier beginnt die Geschichte immer facettenreicher zu werden, wo kommt der Teppich her, wer hat den Fischern die Knoten gelehrt und wer ist die Frau, die den grünen Teppich so reich bebildert hat. Die Geschichte springt über Raum und Zeit und wird zu einem Flickenteppich vieler kleiner Geschichten, manchmal verwirrend, letztendlich doch ein fulminanter erzählter Wandteppich, geschickt ineinander verwoben. Ob gefälschte Wahrheiten oder echte Fäden geknüpft sind, wird unwichtig. Für den Roman sollte man sich Zeit nehmen, ihn langsam lesen und sich einfach mitnehmen lassen in alle Erzählstränge.