Als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet

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anne_kaffeekanne Avatar

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Die 16-jährige Ella lebt in Dortmund und wird vor allem von Wut angetrieben. Da ihre Eltern mit sich selbst, Drogen und Affären beschäftigt sind, macht sich Ella selbst auf die Suche nach ihrem Bruder, der eines Tages nicht mehr nach Hause kommt.

Die ersten Seiten des Buches sind kraftvoll geschrieben und die Autorin schafft es die Personen sehr treffend zu charakterisieren. Leider verliert sich der Reiz der rotzigen Sprache recht schnell. Mit dem eher fantastischen Element eines sprechenden Plastikfisches, den alle hören können und über den sich niemand wundert, geht dann auch der Realismus verloren. So richtig magisch wird es dann aber auch nie. Die Suche nach dem Bruder verläuft eher schleppend als spannend, und es tauchen allerlei skurrile Personen auf. Zwar werden viele Themen (Demenz, psychische Probleme, Vernachlässigung von Kindern, Drogen, Gewalt ...) angesprochen, jedoch nie tiefergehend abgehandelt. Es bleibt auf der lustig-skurrilen Ebene.
Das fand ich sehr schade, denn der Anfang war vielversprechend und auch die Auflösung, wo der verschwundene Bruder war, hat mir gefallen. Dem Buch fehlte jedoch der letzte Feinschliff, der es zu einem guten Buch gemacht hätte. So wirkt es, als hätte die Autorin selbst nicht so genau zu entscheiden vermocht, welche Art von Geschichte sie erzählen möchte.