Ein unterhaltsames Katz- und Mausspiel!

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Drachen vs. Fae? In Irland?

Zuerst: Ich hätte mich gefreut, wenn man darauf hingewiesen worden wäre, dass die Geschichte im selben Universum wie Clans of London spielt. Ich habe es nicht gelesen, kann mir aber vorstellen, dass man eventuell durch eine Begegnung leicht gespoilert wird, was gewisse Figuren angeht.

Ich hatte mich auf ein wunderbares Setting und eine aufregendes Katz- und Mausspiel gefreut.
Letzteres hat man auch voll geboten bekommen und die Autorin hat sehr geschickt damit gearbeitet, wer wann welche Informationen von wem erhält. Dadurch wurde so gut wie jeder Figur gegenüber Misstrauen geschürt. Ein paar Sachen war etwas vorhersehbar, aber nicht schlimm. Ich hab einfach die Gedankengänge zwischen Aiden und Kailey genossen.
Aiden mochte ich sehr schnell sehr gerne. Obwohl seine Perspektive die Einzige ist, die man aus der dritten Perspektive liest, war er sofort zugänglich und sympathisch. Ich kann gar nicht sagen, woran genau es liegt.
Kailey mochte ich auch sehr, weil sie jemand ist, der handelt und nicht rumsitzt - allerdings ist ihr das öfter zum Verhängnis geworden, weil sie manches überstürzt oder doch sehr naiv ran geht. Was nicht schlimm ist, sondern vermutlich an ihrer Erziehung liegt. Vermutlich lag dieses Gefühl daran, dass die Autorin manche Gedanken sehr schnell abgehandelt und manch andere schön ausführlich geschrieben hat. Außerdem ging mir Kailey manchmal auf die Nerven, was ihre … Entscheidungen angeht. Was vermutlich nicht an ihr direkt lag, sondern daran, dass um sie herum sehr viel komische Sachen passieren.
Sharny war anfangs etwas schwierig, aber auch sie hat sich nach und nach in mein Herz geschlichen – ich bin also eindeutig Team Drache. Trotz ihrer impulsiven und teilweise unüberlegten Art hat sie eine schöne Entwicklung hingelegt und ich sehe viel Potential für diesen Charakter.

Wo die Figuren schön lebendig und aktiv wirken, war das bei der Beschreibung des Campus leider nicht der Fall. Man wird quasi da abgesetzt, ohne zu wissen, wie es dort aussieht und ich könnte nicht sagen, wie die Gebäude verteilt sind und müsste das erst mal googeln. Man bekommt zwar einen ungefähren Eindruck von den Gebäuden, aber diese Beschreibungen wirkten eher wie kleine Ausschnitte. Eine Karte vom Campus wäre cool gewesen. So hat es sich angefühlt, als wäre die Autorin in ihrem Kopf sehr lebendig vor Ort und sie hätte vollkommen vergessen, dem Leser zu beschreiben, was sie sieht.
Insgesamt ging mir die Geschichte auch etwas zu … schnell? Also es ist nicht ganz klar, wie viel Zeit wirklich vergeht, aber es liest sich wie ne Woche oder so. Und dafür passiert einfach unheimlich viel und Beziehungen und Gefühle entwickeln sich (nicht nur romantischer Natur) sehr rasch. Dass die Handlung schnell voranschreiten muss, weil auf Grund der Gegebenheiten Dinge anstehen, verstehe ich. Dennoch hatte ich mich auf ein bisschen mehr irisches Campusleben gefreut. Das hätte dem Versteckspiel zwischen Aiden und Kailey auch sehr gut getan.

Die Kampfszenen waren leider auch nicht so gut beschrieben, was nicht weiter schlimm wäre, aber sie reihen sich in Problem ein, was mir zwischendurch den Lesespaß verdorben hat. Manche Dinge wirken rasch abgehandelt oder „zerstückelt“. Plötzlich ist was wichtig, dann aber wieder nicht. Die Gedanken der Figuren „springen“ teilweise, bzw. Wirkt es an manchen Stellen, als wäre der Text bearbeitet wurden – aber völlig aus dem Kontext. Insgesamt war der Stil aber sehr leicht und schnell zu lesen. Viele Offensichtliche Dinge wurden angesprochen, weshalb man darauf schließen könnte, dass das Buch eine etwas jüngere Zielgruppe (so ungefähr vierzehn?) anstrebt.

Das klingt jetzt alles sehr harsch und nach viel Kritik – aber ich hatte wirklich Spaß beim Lesen. Ich hab mich jeden Abend darauf gefreut, in die Welt von Sharny, Kailey und Aiden abzutauchen und mehr hab ich von diesem Buch auch nicht erwartet (außer vielleicht etwas mehr Irland-Feeling).

Der erste Band bekommt von mir 3,5 Sterne. Gerade durch das Ende ist die Bewertung noch mal etwas runter gegangen – eventuell kann das Band 2 wieder aufwerten. Den werde ich mir nämlich definitiv holen und dann direkt lesen. (Würde am liebsten jetzt schon weiter lesen – gedanklich bin ich noch das ein oder andere Mal bei Aiden und Kailey.)