Geschichte mit Herz

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lena.111 Avatar

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Mein allererster Eindruck als ich das Cover gesehen habe war, dass es sich hierbei um einen klassischen Trivial- bzw. Frauenroman handelt.
Ich wurde allerdings eines Besseren belehrt, den schon die Widmung hat mich auf eine spezielle Art und Weise berührt. Die Handlung beginnt langsam und man lernt zuerst die Protagonistin Gerit kennen. Allem Anschein nach ist sie ein disziplinierter Mensch, lebt gesund, ist sportlich und vielleicht auch ein wenig "Spießbürger". Dies wird deutlicher als sie sich über die laute Musik aus der Nachbarwohnung beschwert. Auch die klassischen Frauenprobleme der Mittvierziger werden großzügig bedient. (etwa die nachlassende Straffheit der Haut usw.) Eine recht überraschende Wendung nimmt die Handlung, als Gerit eine Obdachlose Frau in ihrem Flur entdeckt. Durch die auktoriale Erzählsituation erfährt der Leser, dass diese Frau in der Geschichte noch eine große Rolle spielen wird.
Während die Protagonistin sich anfangs noch über die arme Frau aufregt, macht sie sich im Laufe der fortschreitenden Handlung immer mehr Gedanken um die Obdachlose. Auch dass diese roten Lippenstift trägt will nicht so recht in ihr Weltbild passen. Schließlich verteidigt Gerit sogar die Fremde vor ihrer Freundin Katja (die sie seit mehr als 20 Jahren kennt und gemeinsam mit ihr ins Fitnessstudio geht), die die heimatlose Frau "Pennerin" nennt. Des Weiteren erfährt man auch näheres über das Privatleben von Gerit, dass sie noch einmal sympathischer macht. Auch ihr Beruf (Familienrichterin) kommt nun ins Spiel, denn Katja (vom Beruf Journalistin) will eine Home-Story mit Gerit machen, was diese aber strikt ablehnt. Im Laufe des Abends wird Gerit etwas betrunken und als sie nach Hause kommt trifft sie wieder auf die Obdachlose. Diesesal aber ehr unglücklich, denn sie stolpert über die Frau. Danach bleiben sie zusammen im Aufzug stecken und beginnen erstmals ein ernsthaftes Gespräch. Hier kam bei mir besonders an, wie herzlich die heimatlose Frau ist und vor allem wie genügsam. Auch Gerit gefiel mir im Laufe der Handlung immer besser. Insgesamt hat diese Geschichte so viel Herz und Charisma. Ich würde sehr gerne mehr davon lesen. Obwohl ich anfangs doch sehr skeptisch war muss ich abschließend sagen, dass mir die Figuren bereits in so kurzer (Lese)zeit sehr ans Herz gewachsen sind. Auch der Schreibstil der Autorin ist ansprechen und witzig und die Anmerkungen in Klammern stets passend. Beim Lesen musste ich einige Male schmunzeln. Alles in allem ein gutes Buch das mehr kann, als es den Anschein hat.