Flügel verleihen

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In dem Roman „Fliegen lernen“ von Renée Karthee geht es Richterin für Familienangelegenheiten Gerit Liebke. „ (...) da sie alleine lebt(e), kein Mann, kein Kind, keine Katze(...)“ führt diese ein einsames, eintöniges und sehr kontrolliertes Leben. Beruf, Sport, Fernsehabende, jedes Jahr eine Fahrradtour mit anderen Juristen und Weihnachten auf den Kanarischen Inseln lassen sich zu dem Jahresverlauf von Gerit zählen. Zunächst scheint sie mit ihrem Leben genau so zufrieden zu sein und möchte nichts daran ändern. Auf keinen Fall soll vor allem ein Mann ihr Leben durcheinander bringen. Zu diesem Entschluss kam sie nach ihrer sechzehnjährigen Beziehung.
Anders verplant Katja König, Journalistin und Gerits Freundin, das Leben der Anwältin. Sie möchte eine Homestory über Gerit schreiben um diese in der Öffentlichkeit ein wenig mehr in ein positives Licht zu rücken und ihr etwas persönliches und liebenswertes zu verleihen. Schließlich steht bei Gerit die nächste Stufe auf der Karriereleiter an.
Unerwartet trifft die Protagonistin in ihrem Treppenhaus aber auf eine Person ohne festen Wohnsitz, Sonja, welche das Leben von Gerit nachhaltig verändert. Denn die Beiden sind durch eine gemeinsame Person aus der Vergangenheit verbunden.
Wer sich die ganze Geschichte vorweg nehmen lassen möchte, liest sich am Anfang des Buches das Lesebeispiel durch. Dies wurde da meiner Meinung nach nicht so klug ausgewählt. Generell versucht die Autorin zwar viele Gefühle und Verstrickungen in ihre Geschichte zu bringen, aber dies wirkt gerade am Anfang ein wenig erzwungen. Auch wenn Karthee am Ende die Landschaft in der Provence beschreibt, steht das im Kontext ein wenig leer da. Am Anfang wurde der Leser nämlich nicht durch irgendwelche genaueren Beschreibungen gepackt hat. Wer aber selbst einmal in Südfrankreich im Urlaub war, kann sich darüber freuen, wenn Orte wie „Saintes Maries de la Mer“ genannt werden und man selbst in Fernwehstimmung kommt.
Alles in allem ist der Roman sehr trivial und seicht. Aber mit Sicherheit eine gute Urlaubslektüre, die den kritischen Leser dann am Ende doch auch zum Schmunzeln bringt.