Gegensätze ziehen sich an

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Zum Inhalt:
Gerit, die Familienrichterin, und Sonja, eine vom leben gebeutelte Obdachlose begegnen sich Hausflur von Gerit, wo Sonja im Schlafsack übernachtet. Obwohl eigentlich keine der beiden mit der anderen etwas zu tun haben will, kommen sie doch ganz langsam miteinander in Kontakt. Die absolut beherrschte Gerit hat alles und jedes im Griff. Ihr Leben verläuft in akkurat festgelegten Bahnen. Alles hat seine strikte Ordnung. Sonja hingegen ist eigentlich das pure Gegenteil. Auf der Strasse lebend, hat sie es gelernt, sich zu behaupten, durchzusetzen aber auch bei Bedarf den Kopf einzuziehen um nicht in Probleme zu schlingern. Beide lernen sich gegenseitig langsam kennen und trotz ihrer extrem unterschiedlichen Lebensweise, auch zu achten. Ob und wieweit die beiden zusammenkommen, darüber erfährt man alles in diesem Buch.

Mein Eindruck:
Der positive Eindruck aus der Leseprobe, in welcher man die beiden Protagonistinnen, vor allem Gerit, näher kennen lernt, setzt sich nicht sehr lange weiter fort. Ich hatte eigentlich erwartet, dass zwischen den Beiden doch einiges an Fetzen fliegen werden. Doch dem ist nicht so. Sie prallen zwar mit ihren gegensätzlichen Meinungen und Vorstellungen immer wieder aufeinander, aber eine der beiden tritt immer schon recht bald den Rückzug an indem sie einfach wegläuft.
Und hier habe ich das Hauptmanko an dieser Geschichte empfunden. Die Entwicklung der Geschichte verläuft nicht immer wirklich logisch nachvollziehbar. Da streiten die beiden eben noch, die eine will etwas, die andere nicht, laufen auseinander und im nächsten Absatz, der Szene oder Kapitel geht es dann doch nach dem weiter, was die eine wollte. Und dies ohne nachvollziehen zu können, was denn nun zur Einigung geführt hat.
So habe ich den Ablauf der Geschehnisse deshalb gelegentlich doch als etwas holprig empfunden.
Auch die Beschreibung darüber, wie die beiden gegensätzlichen Charakteren sich in ihrem denken und handeln allmählich verändern, hat mir weitgehend gefehlt. Hier fehlte des öfteren die Wiedergabe von Gedankengängen aus denen man erkennen könnte, wie eine Veränderung sich anbahnt. Dadurch war man eher erstaunt darüber, wie z.B. die kühle beherrschte Gerit wie aus heiterem Himmel plötzlich in einen heftigen Flirt verfällt. Es war für mich nicht logisch nachvollziehbar.
So hat die ganze Geschichte bei mir eher einen enttäuschenden Eindruck hinterlassen. Ich hatte nach der LP deutlich mehr erwartet. Ohne wirklichen Spannungsaufbau ist die Geschichte einfach nur so dahingeplätschert. Amüsant und unterhaltend waren lediglich die gelegentlich echt witzigen Dialogstücke. Schade, aus dieser Vorlage hätte z.b. durch den Einbau von Emotionen einerseits und logisch nachvollziehbarer Handlungsbeschreibungen andererseits, ein deutlich ansprechenderes Buch entstehen können.

Fazit:
Trotz der oben genannten Schwächen kann dieses Buch schon als Begleiter in die Ferien genommen werden. Es ist alles andere als eine Action-Geschichte, kann aber doch für einige entspannte Lesestunden die freie Zeit gut füllen. Für mein persönliches Leseempfinden hat es nicht ganz gereicht. Aber da hatte ich vielleicht nach der Leseprobe zu hohe/falsche Vorstellungen.