Kleine Verwandlungen

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sweetaddict Avatar

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Gerit ist strukturiert bis in die Haarspitzen. Die 46-jährige Richterin macht gern Pläne und sorgt dann penibel dafür, dass diese auch eingehalten werden. Emotionen und Gefühlsduseleien sind ihr ein Graus und von der Liebe hält Gerit ja schon mal überhaupt gar nichts. Entsprechend ist die gestandene Frau wenig begeistert, als ihre Freundin Katja, die Journalistin ist, ihr vorschlägt eine Home-Story zu veröffentlichen um sich im Hinblick auf den möglichen Job als Justizsenatorin von Hamburg in einem guten, menschlichen Licht erstrahlen zu lassen.
Als Gerit dann in ihrem Hausflur über eine Obdachlose stolpert, soll sich ihr Leben plötzlich verändern. Wäre es vielleicht doch ganz nett sein Leben mit anderen Menschen zu teilen? Nicht nur in der Arbeit aufzugehen und sich selbst zu kontrollieren? Könnte das Leben nicht auch ganz anders sein?
Renée Karthee zeichnet in dem 2013 im Ullstein Verlag erschienene Roman „Fliegen lernen“ das Bild einer karriereorientierten Frau, wie wir sie alle kennen und wie wir teilweise auch selbst sein wollen. Doch in jedem Leben kommt wohl der Moment an dem man sich fragen muss, ob das schon alles gewesen sein soll und ob es nicht vielleicht schöner wäre das Leben mehr zu genießen und dafür auch mal 5e gerade sein zu lassen.
Die Geschichte plätschert seicht dahin, es gibt die eine oder andere kleine Offenbarung mit Aha-Effekt und der Schreibstil ist schön aber insgesamt hat das Buch mich nicht gefangen genommen. Auch die beiden Protagonistinnen bleiben, obwohl der Leser viel über sie erfährt etwas konturlos und oberflächlich. Das Buch bedient sich einiger Klischees und Stereotypen, was der Tiefe der Personen an mancher Stelle im Wege steht. Auch der Titel „Fliegen lernen“ spiegelt sich für meinen Geschmack nur unzureichend in dem Buch wider. Die Beschreibung der Szenerie hätte bezüglich des Frankreich-Aufenthaltes anschaulicher und ausschmückender ausfallen können. An der Stelle habe ich das Urlaubsgefühl, dass beim Lesen oft vor dem inneren Auge entsteht vermisst.
Alles in allem ein Buch das man mal lesen kann aber keines, das ich meinen Freundinnen empfehlen würde.