Renée Larthee - Fliegen lernen

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aoibheann Avatar

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Gerits Leben ist straff durchorganisiert, vom Kühlschrankinhalt bis zur Einkaufsliste. In ihrem Job als Richterin ist sie erfolgreich. Sie ist diszipliniert, kühl (die Nachbarn bezeichnen sie gerne als "Eis-Ente") und hält sich an bestehende Fakten. Sonja ist das genaue Gegenteil; ist impulsiv, spontan, auch ein Stück weit chaotisch und obdachlos. Oberflächlich betrachtet haben beide nichts gemeinsam. Doch bei genauer Betrachtung stellen sie fest, dass es doch zwei Punkte gibt die ihre Leben auf eine gewisse Weise miteinander verbinden: zum Einen ist Sonja Gerits Lieblingsdesignerin Flora Paradies und zum Anderen hatte sie eine Affäre mit dem Mann, mit dem Gerit 16 Jahre lang zusammen war. Sie versuchen sich beide immer wieder aus dem Weg zu gehen, doch das Leben schiebt sie immer wieder zueinander hin. Durch einen Unfall ist Gerit gehandicapt und in einem für Gerit unfassbaren Ausbruch an Spontanität stimmt sie einem Vorschlag von Sonja zu, gemeinsam nach Frankreich zu reisen. Auf dieser Reise geraten sich beide immer wieder in die Haare. Doch nach jedem Streit nähern sie sich aneinander an, jede gibt weiteres Stückchen ihres Lebens preis. Und so manche zunächst achtlos der anderen an den Kopf geschleuderte Bemerkung macht sowohl Gerit als auch Sonja nachdenklich.
Sie setzen ihre Reise fort und stehen schlussendlich vor dem Haus des Mannes, der ein Klebepunkt ihrer beider Leben bildet und der das Leben beider stark verändert hat. Was sie ihm sagen wollen, ja, was sie überhaupt von ihm wollen wissen beide noch nicht. Doch dazu wird es nicht kommen. Sie treffen mitten in einer Trauergesellschaft ein. Simon Pinter ist tot. Beide Frauen sind schockiert über diese plötzliche Wendung, können es nicht glauben. Er hinterlässt seine junger, schwangere Frau. Und genau diese ermöglicht zumindest einer von beiden einen Neuanfang als Schneiderin. Und Gerit? Die findet am Ende in Andrè Anson doch noch einen Partner, der sie aus ihrer Austernschale heraus- und ins Leben zurückholt.

Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen und konnte es kaum aus der Hand legen. Die Gegensätze zwischen beiden Frauen, die sich in diesem Fall nicht nur auf Charakterzüge beschränken sondern eine gänzlich andere Lebenssituation und soziale Zugehörigkeit einbeziehen, war gut gewählt. Über die vielen kleinen Kabbeleien zwischen beiden habe ich oft schmunzeln müssen, mancher Spruch brachte mich zum lachen. Klärende Gewitter gibt es in jeder Freundschaft, so auch in dieser, die sich auf der Reise noch entwickelt. Dabei trifft jede den Nagel bei der anderen auf den Kopf.
Ich fand bereits die Leseprobe sehr interessant und habe mich sehr gefreut das Buch gewonnen zu haben.