Frech und anrührend

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krimielse Avatar

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Ich liebe Geschichten aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion, besonders wenn sie auf zynische Art, wie hier, das Leben nach dem Sozialismus und unter diversen Despoten, Diktatoren und Präsidenten thematisieren, vom Ausbruch aus tristem und grauen Alltag und damit verbundenem Heimweh eben genau danach berichten.
Angesiedelt am Rand von Leningrad in der jetzigen Putin-Ära schreibt die Autorin auf eindringliche und zugleich freche Weise über eine Teenagerfreundschaft zweier Mädchen. Eine bleibt, die andere geht, sie driften aber nicht auseinander, obwohl sie sich nicht wirklich verabschiedet haben, sondern vermissen sich schmerzlich, was bei Oksana, der Zurückbleibenden, in fast jedem Satz deutlich hervortritt. Ihre Freundin Lena, überwältigt vom ersten Flug und von den Ereignissen des ersten Tages als blutjunges Model schmiegt sich erst nachts zum Trost in ein altes Männerhemd vom Vater ihrer Freundin.
Mir gefällt die Geschichte selbst und besonders die Sprache, die jung und zugleich mit abgeklärtem Zynismus von den Ereignissen berichtet, so dass ich einerseits ein paarmal kichern musste, andererseits traurig wurde wegen der Geschehnisse. Es ist ein Buch, das ich sehr gerne lesen würde.