Spannung und Tiefe

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singstar72 Avatar

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Diese Leseprobe hat mich vollkommen überzeugt! Endlich mal eine, die auch lang genug war, um sich in die Kriminalgeschichte einfühlen zu können.

Ich verfolge die Abenteuer von Ermittler Thomas Andreasson schon etwas länger; habe aber zwischendurch einige Bände ausgelassen. Schon sein neunter Fall? Oh…! Ich wusste noch, dass er gern in den Schären arbeitet, und mit Nora Linde befreundet ist. Ich finde es immer spannend, und auch für den Leser befriedigend, wenn ein Autor seine Figuren ernst genug nimmt, sie sich über mehrere Bände hinweg entwickeln zu lassen. Ähnlich wie bei Camilla Läckberg, wo man das Privatleben von Erika Falck und Patrick Hedström en détail verfolgen kann. So, dann ist die Trennung von Pernilla also erfolgt! Dass es nicht ohne Probleme gehen würde, war schon klar.

Doch ich schweife ab. Was mich an diesen typischen Schwedenkrimis begeistert (und Viveca Sten gehört eindeutig in diese Kategorie), ist das Gefühl von Familie, das sich beim Lesen einstellt. Und auch die Gestaltung des Plots hat mich hier wieder überzeugt.

Wir haben es mit drei Erzählsträngen zu tun. Erstens, das Privatleben von Thomas Andreasson, mitsamt seinem Unmut über die Umstrukturierung innerhalb der Polizei (hat das nicht schon den klassischen Wallander umgetrieben?). Zweitens, die Perspektive von Nora Linde, die sich mit Wirtschaftskriminalität befasst. Ihr Hauptanliegen ist die unklare Beweislage gegenüber einem bosnischen Drogenhändler und Geldwäscher. Es sieht so aus, als könne er nur wegen Teilbereichen festgenagelt werden. Doch dazu würde man die Hilfe seiner misshandelten Ehefrau benötigen. Dies bildet dann Erzählstrang Nummer Drei: die Perspektive von Mina, der Ehefrau des Bosniers.

Diese letztgenannte Perspektive hat mich richtiggehend begeistert! Ich kenne mich ein wenig mit der Thematik aus; solche Fälle sind mir schon begegnet. Viveca Sten hat hier sehr zutreffend geschildert, wie sich eine unheilvolle Spirale in einer Beziehung aufbauen kann. Und warum betroffene Frauen schweigen. Wie genau die Ängste aussehen, die sie durchstehen. Schon allein deswegen würde ich das Buch gerne lesen!

Was mich weiterhin interessiert, ist nicht nur das Wohlergehen von Mina. Nein, auch der Fall an sich. Wird es gelingen, den Bosnier zu überführen – trotz seiner Star-Verteidigerin? Was weiss seine Frau – will sie es überhaupt wissen? Weiterhin finde ich die Figurenkonstellation innerhalb der Polizei interessant. Thomas wird wieder einmal mit Nora zusammenarbeiten. Werden sich die Beiden endlich näher kommen? Ich würde es ihnen wünschen! Ferner verspricht auch die Beziehung zwischen Nora und ihrer impulsiven Kollegin Leila spannend zu werden.

Ja, ich bin schon wieder „mitten drin“ in der Geschichte. Und das, obwohl es noch nicht einmal eine Leiche gibt…! Ich empfinde dieses Buch schon jetzt als einen „halben Roman“, jedenfalls als ein Buch, das man nicht nur wegen des Falles liest.