Vorausschauend

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
laberlili Avatar

Von

Das Cover sowie die Kurzbeschreibung hatten mich zunächst auf unerfindliche Weise an die, im Übrigen sehr sehenswerte, Netflix-Serie "High Seas" erinnert, obschon eine Schiffspassage von Europa nach Südamerika, neben einem gewissen Nazi-Bezug, hier die einzige "echte" Übereinstimmung zu sein scheint, denn "Flucht nach Patagonien" spielt zum Einen vor dem Zweiten Weltkrieg und das Postschiff ist sicherlich auch weitaus weniger luxuriös als der Seriendampfer.
Die in der Kurzbeschreibung erwähnte Eugenia kommt in der Leseprobe eher beiläufig vor, die vielmehr ihren Begleiter Jean-Michel Frank als Protagonisten vorstellt. Jedoch klingt durch dessen Beschreibungen hindurch, dass Eugenia nicht nur ein Händchen für gute Geschäfte, sondern auch ein Näschen für vielversprechende Künstler hat; ansonsten ist sein Selbstbildnis dergestalt, dass ich als Leserin quasi ständig dachte, dieser Mann müsse wirklich ganz dringend vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges aus Europa heraus, denn jüdisch, behindert, depressiv...: er wäre nahezu chancenlos. So war die Leseprobe letztlich bereits von der bittersüßen Erkenntnis überzogen, dass auch, wenn er sich fragt, wieso er sich auf diese in seinen Augen riskante Reise eingelassen hat, diese Reise es wohl sein wird, die ihm letztlich das Leben retten kann.
Insgesamt wirkt "Flucht nach Patagonien" wie eine interessante, zeitgeschichtliche Lektüre, die mal nicht mitten im Kriegsgeschehen spielen wird.