Heast as nit, wia die Melodie des Lebns, der Liab vageht

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kassandrasrufe Avatar

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Hubert von Goisern, nach "Stromlinien" von 2010 sein zweites Buch, diesmal sein erster Roman, an dessen Idee er bereits 15 Jahre trug.
In die Rolle einer erfundenen weiblichen Person, nämlich: Lisa, schlüpft der Autor dabei, erzählt aus ihrer Perspektive über eine wahre Begegnung mit einer anderen Frau, Maria (Eva Maria Magdalena Neuhauser), um deren Lebensgeschichte es hier gehen soll.
Bereits mit dem Satz „haben fast alles miteinander geteilt, das Lager, das Essen und einmal sogar einen Mann“ stand für mich fest: will ich nicht lesen. Maria übersendet ihrer Kurzzeitbekannten Lisa einen Brief, welcher an ihren Ehemann Herwig („Wig“) Berger gerichtet ist; sie soll diesen an ihn weiterleiten (Maria weiß nicht seine Adresse? seltsam das ist), und diese wenigen Zeilen sollen ihm anscheinend die Trennung nach 35 Jahren ~'erklären'… oder, ein gewisser Abschiedsgruß sein? Womöglich eher Lisa etwas Wichtiges für ihr eigenes Leben (mit-)vermitteln?
Jedenfalls, wie tragisch, daß mal wieder nicht die beiden ‚Partner fürs Leben‘ miteinander richtig sprechen können, es in a l l dieser langen Zeit nie konnten, daß damit diese vielen, vielen Jahre des Zusammenseins doch nur flüchtig und vordergründig, ohne jeglich Tiefe, ohne Liebe, Verbundensein, ohne ein Zusammen, sind, je waren, sondern Maria sich eher über die 3monatige harmonische, flüchtige Zufallsbekanntschaft Lisa an ihren jetzt „Ex“ wendet, den sie verlassen hat und der widerum sie für Monate spurlos verschwunden hält... um ihm mitzuteilen, daß sie jetzt erst einen Schlußstrich zu ziehen vermag: das wird wohl in diesem Erzählwerk u.a. vertieft werden, und läßt evtl. Antworten darauf finden… Antworten auch für die Anhalterin Lisa/Goisern/der Leserschaft selbst? Mir deucht jedoch, daß sich auch nach Lektüre dieses Buches keine eröffnen, und ich mit noch viel mehr Fragen zurückgelassen werden könnte… folgende Dissonanz erschwerte nämlich die Erzählsymphonie:
dem Kennenlernen und Bericht über das beider schmerzliche „Erste Mal“ zusammen, ist ganz plötzlich ein kurzer Mini-Absatz (S.23) wie ein kakophonischer Einbruch eingeschoben: 30 Jahre später ist Wig voller Sexgedanken nun zu einer (neuen) Freundin Nora unterwegs (während und obwohl er da ja noch weiter 5 Jahre mit Maria verheiratet ist). War Nora dann überhaupt die einzige? Betrog Wig gar in all den Jahren seine Gattin immer wieder mit anderen Frauen? Konnte er nicht mit seiner eigenen Angetrauten? Dann springt der Text mit einem Absatz schnell zurück, so als ob gar nichts war, und doch bleibt dieser Einschub so eklatant-agil präsent beschrieben, in die Zeit von damals und fährt einfach fort; trotz dieses wohl Desaster für beide beim ersten intimen Vollzug, schien sich dann Wig dennoch um Maria zu bemühen... ...