Beeindruckender Lesegenuss

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gudrun_4 Avatar

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Keinesfalls flüchtig ist der Eindruck dieses Romans von Hubert Achleitner auf mich. Es beginnt mit einem Brief, dessen Inhalt wir aber erst ganz zuletzt lesen dürfen und der auch erst dann verständlich wird, wenn wir das Mosaik aus Erzählungen verschiedener (Lebens-) Geschichten ausgebreitet vor uns haben. Nichts ist ganz einfach, niemand ist allein schuld, für alles gibt es Motive und Beweggründe und - was den besonderen Reiz für mich ausmacht - auch viel Spielraum für eigene Interpretationen und Bewertungen. Dazu fordern auch einige philosophische oder politische Erörterungen heraus, die nie aufdringlich, sondern sehr bereichernd auf mich wirkten.

Sehr gut hat mir der klare, leicht lesbare Erzählstil gefallen. Die Sprache ist locker, humorvoll, mit kleinen mundartlichen Einsprengseln; keine großen Worte sondern herrlich unverbrauchte originelle Wendungen, um Situationen oder Gefühle treffsicher und genau zu beschreiben, beispielsweise Seite 92 "... sein Hirn war wie eine schnell rotierende Scheibe, und jeder Gedanke, der sich erhob, wurde von der Fliehkraft erfasst und weggeschleudert, bevor er Gestalt annehmen konnte. "

Abschließend noch ein Zitat:
"Filme wurden nämlich seine Leidenschaft … ... weil ein schlechter Film im schlimmsten Fall nach zwei Stunden vorbei war, während einem schlechte Bücher eine ganze Woche oder länger vermiesen konnten."
Solch eine Gefahr droht dem Leser von "flüchtig" definitiv nicht!

Für mich war es ein wunderbares Buch.