Beziehungen und Verstrickungen

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apfelkörnchen Avatar

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Ich bin begeistert von diesem Buch.
Der ein oder andere kennt ja "Hubert von Goisern" schon als fabelhaften Texter. In diesem Erstlingswerk als Autor hat er noch einmal bewiesen, zu welch fantastischem Erzählstil er fähig ist.
Die Protagonisten in diesem Roman sind Maria und Herwig, seit über dreißig Jahren schon ein Paar (und auch fast so lange schon verheiratet).
Es hat sich etwas eingeschlichen in die Liebesbeziehung, etwas nicht greifbares, und Herwig und Maria gehen unterschiedlich mit dem Thema Liebe und Sex um.
Beide flüchten sich auf verschiedene Arten und ziehen sich aus dem Miteinander zurück. Maria begibt sich dann auf eine Reise, wohin weiß sie noch nicht. Auf ihrem Weg lernt sie Menschen kennen, mit denen sie wieder zu sich selbst findet.
Wie Herwig damit umgeht, und wie es Maria ergeht wird durch zwei Erzählperspektiven dargestellt, zwischen denen immer wieder gewechselt wird.
Mit Maria kommt man durch manch Orte, welche so plastisch beschrieben sind, dass man meint, man sei wirklich dort. Der Autor spielt mit so vielen Eindrücken, wie Wetterphänomenen, Geräuschen, Licht, Gerüchen und auch Körpereindrücken, dass der Ort als ganzes erfahrbar, greifbar wird.
Diese Art und Weise durch die Geschichte zu führen ist ein tolles Erlebnis, ich fühlte mich mehr als in anderen Büchern "dort".
Das Innenleben und die Gedankenwelt steht zwischendurch immer wieder einmal im Vordergrund. Durch den Erzähler als dritte Person sind diese Einblicke toll im Text verbaut.
Die Rückblenden im Leben der Protagonisten, aber auch der Leute, die im Lauf der Geschichte dazukommen, sind ebenso eine willkommene Abwechslung, welche den Fluss der Geschichte nicht stören.
Zum Schluss möchte ich noch anmerken, dass einzelne Wörter oder Formulierungen in österreichischer Mundart sind, welche eventuell nicht jeder versteht. Dies sind aber nicht viele, und tragen auf der anderen Seite viel zur Geschichte bei, weil dadurch nochmals unterstrichen wird, wo Maria und Herwig herkommen.