Eine poetische Reise zu sich selbst

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april1985 Avatar

Von

flüchtig
von Hubert Achleitner
⭐⭐⭐/5 Sternen

Rezension

Vielen Dank an Vorablesen.de und den Zsolnay Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares. Mir hat die poetische Reise gut gefallen.

Das erwartet euch

In flüchtig begleiten wir Maria, welche vor ihrer Ehe mit Herwig, ja eigentlich ihrem ganzen Leben, wegläuft. Eine schicksalshafte SMS auf dem Handy ihres Mannes hat für Maria ausgereicht um endgültig die Zelte abzubrechen und sang- und klanglos zu verschwinden. Ihre Reise führt sie von Österreich bis nach Griechenland. Dabei findet sie nicht nur sich selbst, sondern trifft auch einige interessante Weggefährten.

Natürlich wird auch Herwigs Leben "nach Maria" beleuchtet.

Wie es den beiden auf ihrer jeweiligen Reise geht, müsst ihr selber lesen. Es ist auf jeden Fall sehr poetisch, religiös und auch ein klein wenig politisch.

Meine Meinung

zum Cover
In erster Linie wollte ich das Buch des Autors wegen lesen. Spätestens bei diesem verträumten und wunderschönen Cover, hätte ich es mir aber so und so gekauft, auch wenn es jetzt nicht so wahnsinnig viel Aussagekraft hat.

zum Schreibstil
Was soll ich sagen? Hubert Achleitner kanns einfach! Sein Schreibstil ist ganz wunderbar leichtgängig. Teilweise wird der Autor sehr poetisch, dann driftet er wieder in eine derbe Sprache ab. Ich liebe vorallem den eingestreuten österreichischen Dialekt. Ich habe mich dadurch richtig heimisch beim Lesen gefühlt.
Hubert Achleitner geizt auch nicht mit Details. Seine Landschaftsbeschreibungen - seien es die österreichischen Alpen oder die Mönchsklöster Griechenlands - sind wahnsinnig einnehmend und bildhaft. Bei mir stellten sich beim Lesen recht schnell Urlaubsgefühle ein.

zur Handlung
Ich fand die Thematik unheimlich spannend - eine Frau, die einfach verschwindet ohne jemanden etwas zu sagen. Leider war die Umsetzung dann teilweise zäh. Wie ich oben schon erwähnt habe, ist Hubert Achleitner sehr detailverliebt. Er verliert sich aber auch in Erzählsträngen, die eigentlich gar nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun haben. Großteils sind dies Gedanken zu Religion und Glaube, die der Autor sehr ausschweifend beschreibt. Das sollte man vor Beginn der Lektüre vielleicht wissen, da das einach nicht jedermanns Sache ist. Für mich ging durch diese philosophischen Ergüsse einfach die Spannung verloren, wobei Spannung wahrscheinlich ohnehin das falsche Wort für diesen Roman ist. Das Buch beschreibt einfach das Leben der Bankangestellten Maria und von Musiklehrer Herwig, der in gewisser Weise genauso vor seiner Ehe flüchtet wie seine Frau.

zu den Charakteren
Tja, die Protagonisten sind wirklich sehr speziell und sicher auf anhieb keine Sympathieträger. Ich kann auch nicht behaupten, dass ich deren Werte und Moralvorstellungen gutheiße. Ich finde allerdings, dass sich sowohl Maria, als auch Herwig zum positiven entwickeln. So wie sich die Geschichte Zeit lässt, lassen sich auch die Protagonisten Zeit ihre positiven Seiten hervor zu kehren. Und eines muss man Maria und Herwig auch lassen: Durch ihre unperfekte Art heben sich die Beiden von der Masse ab und bleiben einem im Gedächtnis!

Fazit
flüchtig ist ein sehr philosophischer und musikalischer Roman. Wen wunderts, ist der Autor niemand anderer als Hubert von Goisern.
Neben der Hauptgeschichte werden viele kleine Nebengeschichten aus der Vergangenheit der Haupt- aber auch der Nebencharaktere eingestreut. Trotz des wirklich schönen Schreibstils war mir das Buch dadurch an manchen Stellen zu langatmig. Die Hauptgeschichte selbst hat mir aber sehr gut gefallen. Wer gerne emotionale und tiefgründige Geschichten liest, ist mit dieser Lektüre sicher bestens bedient.