Ein stimmungsvoller Roman

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heroemil Avatar

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Handlungsort der Geschichte ist Hamburg direkt an der Elbe. Die Protagonisten sind Margrit, eine hundertzweijährige Dame, die in einem Pflegeheim wohnt, ihre Enkelin Luzie und Arthur, einem Mitarbeiter des Pflegeheimes in dem Margrit wohnt.
Es ist das ganz besondere Verhältnis, das Margit und Arthur zusammenhält. Während der Fahrt zum Römischen Garten, dem alltäglichen Ziel ihrer Ausfahrt, führen sie philosophische Gespräche über Sprache und über Stille. Ihnen geht es dabei um verschiedene Arten von Stille. Arthur liebt Sprachen und erfindet immer neue Sprachen, mit denen er jede Art von Stille beschreibt.
Margit ist schwerhörig und wird nach Aussage ihrer Ärztin irgendwann überhaupt nichts mehr hören. Mit Hilfe ihrer winzigen, fleischfarbenen Hörgeräte, die aussehen wie kleine rosa Gummischweinchen, hört sie ein bisschen. Doch auch ohne diese Hilfsmittel versteht sie mehr als früher. Nicht nur das, was gesprochen wird, sondern auch alles Unausgesprochene. Sie lebt für die wenigen Augenblicke, in denen sie Glück empfindet. Wenn ihre Enkelin Luzie sie besucht oder sie mit Arthur an die Elbe fährt. Obwohl sie auch sehr wenig sieht und kaum etwas hört, ist sie mit ihrem Leben im Reinen. Margrit ist für mich eine beeindruckende Persönlichkeit, weil sie trotz ihres hohen Alters ihre Jugendlichkeit bewahrt hat und das Leben mit wachsender Neugier und Aufgeschlossenheit meistert.
Besonders gut gefallen hat mir eine Art Freundschaft, die Luzie mit ihrer Großmutter verbindet. Obwohl beide sehr unterschiedliche Lebenserfahrungen und Weltanschauungen haben, pflegen sie ein ganz besonders inniges Verhältnis. Luzie hat in ihrem noch jungen Leben schon viele negative Erfahrungen gemacht, die dazu führen, dass sie ein gespanntes Verhältnis zu allem Normalen hat. Sie geht beharrlich ihren Weg und will sogar die Schule abbrechen. Nur mit Margit kann sie über alles reden. Die wiederum traut ihr sogar zu, sich von ihr tätowieren zu lassen. In dem Alter eine Herausforderung für beide.
„Flusslinien“ von Katharina Hagena ist ein Buch, das beeindruckende fantasievolle Bilder von der Natur am Fluss zeichnet und von Leben und Tod und von Gefühlen erzählt. Das wunderbar gezeichnete Cover vermittelt das Stimmungsbild des Romans. Allein die Rückblenden sind hin und wieder etwas langatmig, stören aber nicht den Lesefluss. Der Text ist kurzweilig geschrieben und kommt ohne Spannungshöhepunkte aus.
Es ist ein wirklich schönes Buch, das ich sehr gerne gelesen habe.