Lesenswert!

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kristall86 Avatar

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Klappentext:

„Margrit Raven ist hundertzwei und wartet auf den Tod. Früher war sie Stimmbildnerin, jetzt lebt sie in einer Seniorenresidenz an der Elbe. Jeden Tag lässt sie sich von dem jungen Fahrer Arthur in den Römischen Garten bringen. Dort, mit Blick auf den Fluss, erinnert sie sich: an ihre Kindheit, den Krieg, ihre Liebhaber und an das, was sie über die einstige Gärtnerin dieses Parks weiß, Else, die große Liebe ihrer Mutter.



Die Erinnerungen halten Margrit am Leben – und die Besuche ihrer zornigen Enkelin. Luzie hat sich kurz vor dem Abitur von der Schule abgemeldet und übernachtet nun allein in einer Hütte an der Elbe. Während sie Margrit, deren Mitbewohner und sich selbst im Keller der Seniorenresidenz tätowiert, versucht sie, Stich für Stich, ihre Kraft und ihr Leben zurückzugewinnen.



Und dann ist da noch Arthur . Wenn er gerade niemanden zur Dialyse fährt, sucht er mit einer Metallsonde den Strand ab, erfindet Sprachen, kämpft für gefährdete Arten und ringt mit einer Schuld.



Um nicht vom Strom der eigenen Erinnerungen fortgerissen zu werden, müssen sich die drei auf sich selbst besinnen. Und aufeinander einlassen.“



Katharina Hagena ist mir mit ihren Büchern „Der Geschmack von Apfelkernen“ sowie „Vom Schlafen und Verschwinden“ sehr fest im Gedächtnis hängen geblieben. Nun also ein Buch-Neuling der Autorin und auch dieser ist wieder besonders. Wir dürfen hier drei Lebensgeschichten kurz und präzise erlesen und zudem erleben, wie diese nach und nach zueinander führen. Es wirkt alles wie ein geflochtener Zopf der ganz langsam zueinander zusammen gebunden wird und am Schluss ein Ganzes ergibt. So ein Zopf ist aber nie gleichmäßig und hier und da rutschen auch mal Haare heraus und so ist es mit unseren Protagonisten. Margrit mit ihrem hohen Alter und dem leidigen Warten auf den Tot, dann ihre Enkelin Luzie und dann ist da auch noch Arthur. Die drei Figuren wirken jeder für sich und dennoch lernen sie, wie sie von einander profitieren können. Hagena hat wieder einen feinen und unaufgeregten Sprachstil angewendet. Sie wählt ihre Worte mit Bedacht aus und nutzt so wenig Kitsch und Klischee wie möglich. Es gibt keine überflüssigen Phrasen oder unnützes Geplänkel, nein. Hagena weiß, wie sie den Ball stets am rollen hält ohne dabei uninteressant zu wirken. Dennoch ist der rote Faden auch immer gut erkennbar und die Geschichte lebt von den Selbsterkenntnissen der drei Protagonisten. Kurzum: eine lesenswerte Geschichte mit Tiefgang und Lesesog und ja, einer gewissen Magie! Vier sehr gute Sterne hierfür!