ruhiger Roman, leider zu viele Themen und zu viel Symbolik
Nebel über der Elbe, das Ufer gesäumt von Gräsern, ein Wildvogel zieht vorüber: Das ist das schöne Buchcover des Romans, vielversprechend wie der Titel und zum Lesen einladend. Laut Klappentext "ein Generationenroman über die Wunden, die uns zeichnen, und die Frage, wie man lernt loszulassen, zu vertrauen und weiterzuatmen".
Mit derart geschürter Vorfreude begann meine Lektüre. Leider hat der Roman meine Erwartungen nicht erfüllt. Es ist ein ruhiger Roman, was ich eigentlich mag. Trotz der ruhig dahin fließenden Erzählweise sind es neben den Hauptzutaten die vielen Beilagen, die die Autorin der Geschichte beigemischt hat, die mir die Lektüre verleidet haben.
Die Geschichte dreht sich um Margrit Raven, 102 Jahre alt, ihre achtzehnjährige Enkelin Luzie und Arthur, den jungen Fahrer, ehemaliger Tiefseetaucher und Sprachenerfinder, der die Seniorin Margrit täglich von ihrer Seniorenresidenz in den römischen Garten Hamburgs kutschiert. Die Lebensgeschichte Margrits, ihre Kindheit in Hamburg, ihre im Krieg verstorbene Mutter, ihre Männer; Luzies Geschichte, deren Mutter und Vater, ihre Freundinnen, ihre abgebrochene Schulausbildung; die Geschichte Arthurs und seines Zwillingsbruders Theo: das sind die wesentlichen Ingredienzien dieses Romans.
Die Beilagen sind nun m. E. das Problem: Das Älterwerden und Altsein, die damit verbundenen körperlichen Einschränkungen, die Demenz eines Mitbewohners in der Seniorenresidenz und ehemaligen Liebhabers Margrits, die Vergewaltigung, die Luzie auf einer Schule in Australien angetan wurde und sexuell übergriffiges Verhalten ihres Lehrers in Hamburg, das viel Raum einnehmende Thema Tätowieren, denn Luzie will Tattoo-Künstlerin werden, die Erfindung neuer Sprachen, Suizid und Depressionen, Botanik, Klimawandel, Ukrainekrieg, Rechtsextremismus in Belarus, die Geschichte der Gärtnerin Else Hoffa und der Hamburger Bankiersfamile Warburg, deren Vertreibung aus Nazideutschland, lesbische Liebe im Dritten Reich etc., etc.
Es wirkte auf mich, als habe die Autorin sich diese Themen herausgepickt und rundherum eine Geschichte konstruiert. Eine Geschichte sowohl für die jüngere als auch für die ältere Generation. Luzie eröffnet ein Tattoo Studio in der Seniorenresidenz, wo sich tatsächlich einige Senioren Tattoos stechen lassen. Auch eine Liebesgeschichte zwische Luzie und Arthur fehlt nicht.
Doch es ist wie bei einer guten Speise. Zu viele Zutaten verderben den Brei. Dieser Roman reißt eine Vielzahl von Lebensthemen und Themen der heutigen Zeit an, was zu Lasten der Tiefgründigkeit geht und auf mich nicht nur überfrachtet, sondern auch konstruiert, ja sogar unglaubhaft gewirkt hat. So etwa das Tätowieren in der Seniorenresidenz. Die Autoren bietet viel Symbolik an, etwa die ruhig wie die Zeit dahin fließende Elbe, die Zwillinge, in gemeinsamen Tauchgängen mit einer Leine ähnlich einer Nabelschnur verbunden, ein toter Maulwurf, der sich aus dem vergifteten Garten vergeblich in den Pool geflüchtet hat und die Tattoos, quasi Lebenslinien in die Haut eingraviert.
Doch die Symbolik verpufft, es bleibt oberflächlich und "nur" Unterhaltungsliteratur. Schreiben kann die Autorin, daran besteht kein Zweifel und das zeigt sich u. a. in den den einzelnen Kapiteln vorangestellten kurzen, geradezu lyrisch anmutenden Naturbeschreibungen. Ja, die Elbe, der römische Garten, die Natur, das wurde mir nahe gebracht. Leider konnte ich keine wirkliche Nähe zu den Protagonisten empfinden, sie blieben seltsam blass. Dennoch ist der Roman gut lesbar, in Teilen unterhaltsam, aber angerissene Themen, die durchaus Potential zu tiefgründigeren Gedanken und Aussagen gehabt hätten, versickern leider ungenutzt.
Schade eigentlich und daher von mir nur 3 Sterne.
Mit derart geschürter Vorfreude begann meine Lektüre. Leider hat der Roman meine Erwartungen nicht erfüllt. Es ist ein ruhiger Roman, was ich eigentlich mag. Trotz der ruhig dahin fließenden Erzählweise sind es neben den Hauptzutaten die vielen Beilagen, die die Autorin der Geschichte beigemischt hat, die mir die Lektüre verleidet haben.
Die Geschichte dreht sich um Margrit Raven, 102 Jahre alt, ihre achtzehnjährige Enkelin Luzie und Arthur, den jungen Fahrer, ehemaliger Tiefseetaucher und Sprachenerfinder, der die Seniorin Margrit täglich von ihrer Seniorenresidenz in den römischen Garten Hamburgs kutschiert. Die Lebensgeschichte Margrits, ihre Kindheit in Hamburg, ihre im Krieg verstorbene Mutter, ihre Männer; Luzies Geschichte, deren Mutter und Vater, ihre Freundinnen, ihre abgebrochene Schulausbildung; die Geschichte Arthurs und seines Zwillingsbruders Theo: das sind die wesentlichen Ingredienzien dieses Romans.
Die Beilagen sind nun m. E. das Problem: Das Älterwerden und Altsein, die damit verbundenen körperlichen Einschränkungen, die Demenz eines Mitbewohners in der Seniorenresidenz und ehemaligen Liebhabers Margrits, die Vergewaltigung, die Luzie auf einer Schule in Australien angetan wurde und sexuell übergriffiges Verhalten ihres Lehrers in Hamburg, das viel Raum einnehmende Thema Tätowieren, denn Luzie will Tattoo-Künstlerin werden, die Erfindung neuer Sprachen, Suizid und Depressionen, Botanik, Klimawandel, Ukrainekrieg, Rechtsextremismus in Belarus, die Geschichte der Gärtnerin Else Hoffa und der Hamburger Bankiersfamile Warburg, deren Vertreibung aus Nazideutschland, lesbische Liebe im Dritten Reich etc., etc.
Es wirkte auf mich, als habe die Autorin sich diese Themen herausgepickt und rundherum eine Geschichte konstruiert. Eine Geschichte sowohl für die jüngere als auch für die ältere Generation. Luzie eröffnet ein Tattoo Studio in der Seniorenresidenz, wo sich tatsächlich einige Senioren Tattoos stechen lassen. Auch eine Liebesgeschichte zwische Luzie und Arthur fehlt nicht.
Doch es ist wie bei einer guten Speise. Zu viele Zutaten verderben den Brei. Dieser Roman reißt eine Vielzahl von Lebensthemen und Themen der heutigen Zeit an, was zu Lasten der Tiefgründigkeit geht und auf mich nicht nur überfrachtet, sondern auch konstruiert, ja sogar unglaubhaft gewirkt hat. So etwa das Tätowieren in der Seniorenresidenz. Die Autoren bietet viel Symbolik an, etwa die ruhig wie die Zeit dahin fließende Elbe, die Zwillinge, in gemeinsamen Tauchgängen mit einer Leine ähnlich einer Nabelschnur verbunden, ein toter Maulwurf, der sich aus dem vergifteten Garten vergeblich in den Pool geflüchtet hat und die Tattoos, quasi Lebenslinien in die Haut eingraviert.
Doch die Symbolik verpufft, es bleibt oberflächlich und "nur" Unterhaltungsliteratur. Schreiben kann die Autorin, daran besteht kein Zweifel und das zeigt sich u. a. in den den einzelnen Kapiteln vorangestellten kurzen, geradezu lyrisch anmutenden Naturbeschreibungen. Ja, die Elbe, der römische Garten, die Natur, das wurde mir nahe gebracht. Leider konnte ich keine wirkliche Nähe zu den Protagonisten empfinden, sie blieben seltsam blass. Dennoch ist der Roman gut lesbar, in Teilen unterhaltsam, aber angerissene Themen, die durchaus Potential zu tiefgründigeren Gedanken und Aussagen gehabt hätten, versickern leider ungenutzt.
Schade eigentlich und daher von mir nur 3 Sterne.