Ein ungewöhnliches Ermittlerduo - interessant aber gewöhnungsbedürftig

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Als Gerichtsassistentin gerade frisch gestartet, trifft Anna Zech auf den adeligen Fritz Weynand, der sich aus Langeweile noch als Skandalreporter Fritz Nachtwey betätigt. Zwei völlig unterschiedliche Charaktere die zur Prinzregentenzeit um 1912 durch den Tod einer bekannten Schauspielerin auf etwas ungewöhnliche Art ermitteln. Sie das scheue, gut erzogene Mädchen vom Land, er mit seinem Kumpel Heinrich ein Draufgänger, die beide mit ihrem adeligen und häuslichen Los unzufrieden sind und daraus auch keinen Hehl machen, besonders was die Frauenwelt betrifft.



Doch je mehr die beiden Welten aufeinander prallen, desto überraschter und neugieriger werden beide Seiten, weil Anna es Fritz nicht leicht macht, auf seine Avancen einzugehen.

Wer hier einen normalen Krimi erwartet hat, wird überrascht sein. Denn natürlich wird in dem Todesfall ermittelt und es tun sich wirklich Abgründe und Geheimnisse auf, mit denen keiner gerechnet hat. Auch der Titel selbst bleibt bis zum Schluss noch lange Zeit unklar, selbst wenn immer mal Bezug darauf genommen wird.

Ich muss zugeben, ich hab mich etwas schwer getan in die Geschichte zu kommen. Man muss sich etwas an den Münchner Dialekt gewöhnen, der mal mehr mal weniger auftaucht. Auch ist die Erzählung doch ziemlich trocken, nicht nur von den Abläufen sondern von der ganzen Handlung.

Die Personen wirkten oft stocksteif, unsympathisch und fast schon klischeehaft. Während die Männerwelt nichts anderes im Kopf hat, als den Frauen hinterherzujagen und sich ihre Geliebten warm zu halten, werden etliche Frauen, darunter auch Fritz Ehefrau als dumme, nach Anerkennung und Prestige heischende Damen umschrieben, die selbst schuld an den häuslichen Umständen sind.

Anna und Fritz merken nicht nur durch den Blick in die jeweils andere Welt, wie unterschiedlich es dort vor sich geht, sondern auch durch den Tod der Schauspielerin, was Liebe, Gier und Eifersucht anrichten können. Auf einmal ist alles nicht mehr so oberflächlich, ein Blick hinter die Kulissen veranlasst beide, anders denken und fühlen zu lernen und diese Entwicklung fand ich interessant.

Nebenbei fließt auch die historische Geschichte kurz vor Ausbruch des 2.Weltkriegs und den jeweiligen Regenten mit ein, auch hier mit so manchem düsteren Geheimnis verpackt.

Es gibt ein paar Dinge, die mich etwas gestört haben, wie zum Bsp. der ewig zu spät und betrunken auftauchende Mitarbeiter der Gerichtsmedizin, mit seiner ausgeprägten Angst vor den Toten und dennoch hat sein Verhalten keine Konsequenz. Auch die Arbeitszeit und Anwesenheit wird nicht sehr ernst genommen, so dass viele Ärzte eher durch Abwesenheit glänzen, was ich schon suspekt fand. Dr.Gernhuber, eine Koryphäe im Obduktionsraum und sehr darauf bedacht, Anna einzuarbeiten ist für mich ebenso wie Annas Tante Leni allerdings eine Überraschung, liebenswert und herzensgut.

Ob ich die Reihe weiterlesen werde, weiß ich nicht, so richtig warm geworden bin ich leider nicht und es fällt mir auch nach der Aufklärung des Todesfalls schwer, die Charaktere und ihr Verhalten nachzuvollziehen. Vielleicht hat der 2.Teil noch eine Überraschung parat, das wäre toll, aber bislang hat es mich leider nicht wirklich mitgerissen. Schade, habe mir mehr davon versprochen.