Lesehighlight

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
rinoa Avatar

Von

Bücher, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielen und von starken Frauencharakteren handeln, gibt es derzeit zuhauf. Ein Buch muss also schon besonders sein, um aus der Masse herauszustechen. Bereits nach den ersten paar Seiten dachte ich, dass das auf „Fräulein Anna, Gerichtsmedizin“ zutreffen könnte. Und ich sollte recht behalten.

Mit Anna und Fritz ist der Autorin ein wirklich sympathisches Duo gelungen; insbesondere auch das Geplänkel zwischen den beiden fand ich sehr erfrischend und – wie das ganze Buch – toll zu lesen.

Der (Mord?-)Fall Adele Röckl stand dabei nicht unbedingt im Vordergrund, die Geschichte erstreckt sich über mehrere Jahre und es tauchen eher sporadisch neue Spuren auf.

Vielmehr entstand vor meinem inneren Auge ein Panorama der damaligen Zeit bzw. des Zeitgeschehens (die Grenzen der Monarchie, die Sozialistenbewegung bis hin zum Ausbruch des 1. Weltkriegs) und ich konnte regelrecht eintauchen in das München der 1910er Jahre.

Ein kleines Manko war für mich, dass die Charaktere vielleicht in bisschen oberflächlich gestaltet waren, insbesondere was Anna angeht, die ja immerhin die Namensgeberin für das Buch ist. Fritz nahm da doch recht viel Platz ein (was mich nicht unbedingt gestört hat, es hätte aber etwas ausgewogener sein können).
Doch das ist Jammern auf hohem Niveau und tat dem durchweg positiven Gesamteindruck keinen Abbruch, insgesamt habe ich die Lektüre wirklich sehr genossen. „Fräulein Anna, Gerichtsmedizin“ ist auf jeden Fall eines meiner Lesehighlights des vergangenen Jahres.