Die Kunst hinter die Fassade zu gucken

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Der Roman ,,Das Fräulein vom Amt- Der Tote im Kurhaus " von Charlotte Blum erschien am 25.01.2023 im Fischer Scherz Verlag.

Das Cover ist wie beim ersten Band schön wie treffend.

Alma Täuber und ganz Baden Baden sind im Ägyptenfieber. Die Aida wird aufgeführt. Doch auch hier lässt ein tragischer Tod nicht lange auf sich warten. Doch dieses mal wollte Alma sich wirklich raushalten und die Polizei ihre Arbeit machen lassen. Ein Fragwürdiges aufeinander treffen von der Polizei ,die mitten in der Nacht vor ihrer Tür steht, und einige mystische Andeutungen von Ludwig Schiller später, kann Alma jedoch nicht anders als ihre eigenen Ermittlungen anzustellen. Wird sie es auch dieses mal schaffen den Mörder zu finden?

Die Autorinnen sind ihrem Schreinstil treu geblieben und haben daher schon mal einige Pluspunkte von mir weil ich die ,,Alte Sprache" sehr gerne mag.
Die Charaktere sind auch genau so wie ich sie in erinnerung hatte. Wölkchen und Täubchen sind nach wie vor authentisch und maximal liebenswert. Die neu kennen gelernten Figuren fallen ebenfalls in diese Beschreibung. Auch wenn es viele Namen sind kann man sie doch gut auseinander halten.
Auch wenn von einem ganzen Ensemble die Rede ist.
Und doch schwingt in diesem Buch noch ein ganz anderer Ton mit. Immer mal wieder findet Hitler und sein Gedankengut den Weg in die Geschichte. Nicht wer weiss wie präsent aber es ist immer wieder da. Bei der Polizei z.B und auch bei den Fräulein kommt es in diesem zusammenhang zu einer sehr unschönen Situation.
Der Fernmeldeapparat ist entwickelt und langsam aber sicher stellen sich die Weichen anders. Auch Alma sieht in die Zukunft. Etwas anders als noch im ersten Band. Es bleibt weiterhin spannend wie es sich weiter entwickeln wird.
So viele Sachen befinden sich im Umbruch in diesem Buch. Das Automobiel ist auf dem Vormarsch, die Droschken verschwinden langsam aber sicher.
Besonders spannend finde ich die Diskussion um die Hüte und deren Hutnadeln. Auch jetzt noch muss ich schmunzeln wenn ich darüber schreib.
Bei keiner anderen Person wird das in diesem Roman so deutlich wie bei Almas Großmutter. Ein ,,Relikt" der Alten Zeiten der die ,,schnelllebigkeit " der Modernen Zeit im wahrsten Sinne des Wortes zu schnell geht.
Auch bei dem Thema Leibesübungen und deren beschreibung im Glossar habe ich laut lachen müssen.
Mein Lieblingscharakter oder besser Charaktere sind und bleiben Emmi und Alma. So unterschiedlich sie auch sind bilden sie auch eine spannende Einheit. Man möchte einfach gerne mit ihnen befreundet sein.

Nach wie vor liebe ich die Form vollendete Sprache. Es gab auch hier wieder vorhersehbare Situationen aber mehr welche die mich sehr überrascht haben. Allen voran Personen.
Aber der Roman fängt stark an und verliert sich im Mittelteil. Da plätschert es doch alles wirklich sehr mühsam vor sich hin. Spannend und dann auch Schlag auf Schlag fährt das Ende dann noch mal groß auf. Da konnte ich das Buch dann wieder nicht aus der Hand legen und wollte dann endlich wissen wie es aus geht.

Der zweite Band der Reihe ist in sich abgeschlossen. Rückblenden zum ersten Band sind nach meinem Erachten verständlich und ich würde sagen das man nicht zwingend den ersten Band gelesen haben muss. Würde es aber empfehlen.
Auch wenn es ,für mich , im Mittelteil aufweist hat mich der Roman gut unterhalten. Der Bezug zu Ägypten ist mal was anderes und es gelingt gut die damalige Faszination rüber zu bringen. Eine klare Leseempfehlung von mir.